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21/2015: Angenehme Qual

 

  • Meldung vom Fußball: „Bis auf die Langzeitverletzten hat Preußer die Qual der Wahl, wer am Samstag auflaufen kann - eine angenehme Situation für den Trainer.“ Die Qual - eine, lt. Duden, „länger andauernde, unerträgliche Empfindung des Leidens“. Aber im Fußball können Qualen angenehm sein. Eine Qual für den Zeitungsleser sind jedenfalls die jährlichen Ansprüche und Sprüche des FC Rot Weiß Erfurt (um den ging es in o.g. Zitat) bzgl. der gefühlten, baldigen Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga - am Ende der Saison liegt die Gurkentruppe jedoch stets chancenlos hinter den Aufstiegsplätzen zurück!
  • Passende Namen. Der Anwalt der Komikerin Anke Engelke heißt Christian Schertz.
  • Kurznachrichten I (danke Klaus):
    Juroren
    Ja wie denn nun? Jedenfalls sind es keine Senioren.
  • Aus der Natur (danke Herr Ebel): „Sammeln sollte man die Brennesseln sowie so nur von geschützten Plätzen.“ So neu ist die neue Rechtschreibung nicht mehr - die Brennnessel, 3 x n. Das Adverb „sowieso“ wird zusammen geschrieben und sollte stilistisch besser mit „ohnehin“ ersetzt werden. Das „Sammeln von“ wäre mir als „Sammeln an“ auch lieber.
  • Kurznachrichten II (danke Klaus):
    Schiss
    Schiss gehabt?
  • Kurznachrichten III: „Das Jungtier ist die Tochter von Silberrücken Abeeku - so werden erwachsene männliche Gorillas etwa vom 12. Lebensjahr an genannt.“ Also, nicht alle so alten Gorillas heißen Abeeku.
  • Plural: „Bei echten Projekten müssen Sie bei den einzelnen Vorschlägen immer abwägen, ob deren Umsetzung sinnvoll sind.“ Zählt man mehrere Dinge auf, so sollte das Verb auch in der Pluralform verwendet werden, z.B.: „Pfeffer und Salz sind Gewürze“. Dichterische Freiheiten sind (!) hier freilich erlaubt: „Marmor, Stein und Eisen bricht“ (eigentlich: brechen).
    Wie ist es nun aber in obigem Satz? Bezieht sich das „sind“ auf (mehrere) Vorschläge? Nein, es bezieht sich auf die (eine) Umsetzung, weshalb es besser geheißen hätte: „… ob deren Umsetzung sinnvoll ist.“
  • Denglisch der Woche bei der FDP:
    German-Mut
    War „Deutscher Mut“ zu anrüchig? Oder „German Courage“ zu Englisch?
  • Wenn die Bildunterschrift nicht zum Foto passt:
    Strassenbahn
  • Biologiethema der Woche. Frank Plasberg zu Kristina Schröder wegen der Doppelbelastung (Ministerin + Baby) nach der Geburt: „Wie ging das - mit einer Hand stillen, mit der anderen SMS schreiben?“ Lieber Herr Plasberg, gestillt wird nach meiner Information mit der Brust!
  • Politikerdeutsch. Angela Merkel über ihren Kanzleramtschef (Pofalla) und ihren Regierungssprecher (Seibert): „Sie haben nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet.“ Es ging dabei um die Aussagen, dass die USA einem No-Spy-Abkommen bereits mündlich zugestimmt hätten. Nachdem E-Mails belegen, dass das nicht stimmt, kann, sagt die Kanzlerin die Wahrheit, das nur heißen: Weder Herr Pofalla noch Herr Seibert haben ein Gewissen, noch wissen sie irgendetwas. Aber das beruhigt mich jetzt irgendwie auch nicht.
  • Dem schier undurchsichtigen Dschungel im Streit zwischen GDL und DB fügte GDL-Chef Weselsky einen weiteren Aspekt hinzu: Einen Streik, dessen Ende er nicht bekanntgeben wollte, nannte er trotzdem nicht unbefristet. Eine geheime Frist - toll! Aber nun ist er ja, zunächst, zu Ende. Jedoch, die Kuh ist noch nicht vom Gleis!
  • Hyperlativ der Woche: „Köln ist Deutschlands digitalste Großstadt.“ Bei digital lässt noch nicht einmal der Duden eine Steigerung zu.
  • Homonym der Woche: die Sichtung (danke Klaus). Die Sichtung findet im Gartenbau statt, aber auch Ärzte führen sie nach einem Massenunfall durch, um sich einen Überblick über die Verletzten zu verschaffen. Schließlich heißt die Auswahl von Darstellern auf Deutsch auch Sichtung, selbst wenn heute stets „Casting“ dazu gesagt wird.