Deutschthemen zum Freitag - Das Blog


Ja, Sie lesen richtig: das Blog. Da es sich um das Internet-Tagebuch handelt, ist Blog von sächlichem Genus. Aber das nur als Erklärung für die Überschrift.

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Gern dürfen die Beiträge zitiert werden - über eine entsprechende Quellenangabe mit Link freue ich mich.

Die bisherigen Ausgaben stehen jeweils als zusammengefasster Beitrag zur Verfügung. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen.

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28/2016: Hornzsche

  • Denglisch der Woche I: „Sie haben dadurch also 6 FTE an Kosten mehr auf der Payroll.“ FTE bedeutet übrigens „Full Time Employee“, also jemand, der nicht in Teilzeit arbeitet. Auf Deutsch gibt es solch unselige Abkürzung auch: VBE (=Vollbeschäftigteneinheit). In Kindergärten wird bspw. der Betreuungsschlüssel errechnet, auf wie viele Kinder eine VBE kommt. Ich bin allerdings der Meinung, Kollegen (Menschen!) als „Einheiten“ zu bezeichnen, ist kaum anders als „Humankapital“, ist keineswegs menschlich.
  • Denglisch der Woche II: „… bekomme ich nur als Speaker, nicht als Gast.“ Das scheint übrigens ein ganz neuer „Beruf“ zu sein: Keynote Speaker. Stattdessen wäre „Hauptredner“ einer Veranstaltung zu sein vermutlich einfach von gestern oder wie der eloquente Manager sagt: „Old School“!
  • Verwirrende Logik. „Unsere Spieler müssen aus Überzeugung nach Nordhausen kommen. Nicht, weil sie woanders vielleicht mehr verdienen können.“ Weil die Spieler woanders mehr verdienen könnten, sollen sie nach Nordhausen kommen? Ein „obwohl“ wäre angebracht gewesen.
    Gut, der das sagte: Maurizio Gaudino. Ein ehemaliger Fußballer mit ita-lienischen Eltern. Geboren allerdings in Köln. Spielte jedoch lange in Stuttgart. Dort ist es offenbar nicht nur mit dem Hochdeutsch schwierig.
  • Prominente sind des Öfteren von Falschmeldungen genervt (was jedoch in den Gagen als Schmerzensgeldanteil enthalten ist). So letzte Woche Jennifer Aniston (US-amerikanische Schauspielerin). Es hieß, sie sei schwanger, was sie so dementierte: „Für das Protokoll: Ich bin nicht schwanger. Ich habe die Nase voll.“ Stimmt, das nennt man eher Schnupfen.
  • Adverb der Woche:
    ZiemlichGut
    Nicht „ausgezeichnet“, auch nicht „sehr gut“, sondern nur „ziemlich gut“ — und trotzdem 5 Sterne!
  • Geographiethema der Woche I. Rolf Mützenich (bekommt im Winter einen kalten Kopf;-): „Mich würde es nicht wundern, wenn man in Großbritannien demnächst Dracula zum Gesundheitsminister macht.“ Im Allgemeinen ist mit „Dracula“ der Fürst Vlad III. Drăculea gemeint. Der lebte allerdings in der Walachei und das ist im heutigen Rumänien, mithin: von GB weit entfernt. Drăculea bedeutet übrigens „Sohn des Drachen“.
  • Aus der Werbung: „Entdecken Sie die Augentropfen“. Könnte u.U. schwierig werden.
  • Konjugation der Woche: „Es gäbe 30 Zentimeter Neuschnee, der Personen oder Spuren verdecken könne.“ Der Konjunktiv des Verbs „geben“ ist nicht so einfach, aber in diesem Beispiel müsste es richtig „Es gebe 30 Zentimeter …“ heißen.
  • Dialekt der Woche (danke Klaus): Sächsisch.
    Hornzsche
    Eine Hornzsche bezeichnet eine elende Behausung oder baufälliges Haus. Das Wort war 2010 das beliebteste Wort des Jahres — in Sachsen.
  • Geographiethema der Woche II: „Ein aus Südosteuropa stammender Raubfisch breitet sich in der Oder immer mehr aus. Pro Jahr kommt die Schwarzmund-Grundel nach Erkenntnissen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie rund 11,6 Kilometer in Richtung Süden voran.“ Wenn man aus Südosteuropa in Richtung Süden pro Jahr 11,6 Kilometer vorankommt und schließlich in der (nördlich gelegenen!) Oder ankommt, braucht man lange. Sehr lange!
  • Bootsarten aus einer Filmkritik: „Eines Tages sieht Michel das Foto eines Kajaks und ist sofort hellauf begeistert von dem kleinen Ruderboot.“ Jedoch, mit einem Kajak kann man am besten paddeln, nicht rudern.
  • Übertreibung der Woche (danke Herr Ebel):
    Bootsrundfahrten
    Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es Bootsrundfahrten?
  • Wenn Steve das gesehen hätte:
    Bootsrundfahrten
  • Joghurt einmal anders:
    Jogurth
    „Jogurth“ — vielleicht die englische Schreibweise? Nein, lt. Duden sind „Joghurt“ (empfohlene Schreibweise) und „Jogurt“ erlaubt. Als Artikel sind übrigens alle drei erlaubt.
  • Wenn die Werbung nicht zum Inhalt passt (danke Klaus):
    Falschung
    So ist das — sogar für Fälschungen bekommt man Unterstützung!
  • Schwierige Wörter:
    Geschartert
    Diese Scharte muss man erst einmal wieder auswetzen. Der Anglizismen-Index empfiehlt übrigens: mieten.
  • Homonym der Woche: die Klause (danke Klaus). Es handelt sich keineswegs um mehrere Männer namens Klaus. Vielmehr ist es entweder eine Gaststätte, die Einengung eines Flusstals, der Aufenthaltsort eines Einsiedlers, eine Wehranlage oder eine Zerfallfrucht (Klausenfrucht).
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48/2015: Scheißhund

  • Die Kinderseite der Zeitung erwähnt ein Bauwerk von 25m Höhe (danke Wolf). Um den Kindern zu veranschaulichen, wie viel das ist, folgt diese Erklärung: „Das ist ein 10m-Turm und noch einer und noch ein 5m-Turn.“ Na, ob Kinder sich das nun besser vorstellen können?
  • Auf den Hund gekommen (danke Herr Dr. Graf):
    Scheisshund
    Ob sich das verkaufsfördernd auswirkt?
  • Manche Agenturen sind ihrer Zeit eben voraus (danke Herr Ebel): „10.04.2013: Am 22.02.14 wurde in Berlin der Verein ... gegründet.“
  • Passende Namen (danke Klaus):
    Vielreicher
  • Schwierige Präpositionen: „Erst einmal bin ich persönlich enttäuscht über Jürgen Reinholz.“ Und ich bin enttäuscht von den Deutschkenntnissen des Präsidenten des Thüringer Landtages.
  • Aus einer Leichtathletik-Zeitschrift: „Der frühere sowjetische Bundestrainer Fed Kudu …“ Der Mann war unzweifelhaft Cheftrainer der sowjetischen Mannschaft, aber Bundestrainer war er nicht.
  • Pleonasmus („runde Kugel“) der Woche: „Französische Polizei fordert Verbot von Tor und öffentlichen WLAN-Netzen“. Wa bedeutet noch gleich das N in WLAN? Network! Ein Netzwerk-Netz - naja.
  • Tolle Angebote auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt (danke Florian):
    Blasen
  • Ist das eine positive Nachricht (danke Robby)?
    Versandet
    Der Auftrag ist versandet - na Klasse.
  • Dialekte sind etwas Schönes, z.B. Schwäbisch: „Da schick ich dem ein Infole.“ Zum Verständnis die Übersetzung: gemeint ist eine Information (Info).
  • Homonym der Woche: der Sprung (danke Herr Ebel). Der Sprung kann ein Gefäßriss, aber auch ein Mauervorsprung und eine Felsspalte sein. Eine Ansammlung von Rehen heißt Sprung, genauso wie die Steigerung von Hüpfer. Das Pulsieren des Blutes und das Zerplatzen von Blasen in kochendem Wasser werden als Sprung bezeichnet. Wenn der Winzer die Rebe niederlegt und eingräbt sowie umgangssprachlich eine kurze Entfernung und der Sprung in der Schüssel.
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Mehr über: dialekte, namen, pleonasmus
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21/2014: Verbraucherrichterechtlinie

  • Was ist die VRRL? Es handelt sich um die in Deutschland am 13.06.2014 in Kraft tretende Verbraucherrechterichtlinie. Bei einem solchen Wortungetüm kann man schon einmal ins Straucheln geraten, was meinem Kollegen auch prompt passierte: „Verbraucherrichterechtlinie“.
  • Beamtendeutsch (danke Klaus): „Hinweis zum negativen Regelungsinhalt einer Aufhebung: Durch meine Aufhebung ist der Zeitraum vom 01.05.2014 bis 31.05.2014 mit einer Regelung versehen. Für den geregelten Zeitraum ist eine erneute betragsmäßige Festsetzung nur möglich, wenn die eine Korrekturvorschrift zulässt. Ab dem 01.06.2014 kann aufgrund eines Neuantrages bei Vorliegen der Anspruchsvoraussetzungen Kindergeld wieder festgesetzt werden.“ Negativer Regelungsinhalt? Negativ ist aus meiner Sicht der gesamte Inhalt! Ein Zeitraum ist durch Aufhebung mit einer Regelung versehen – was ist denn das für ein Unsinn! Wenn’s hier um Kindergeld geht – was sonst, als der Betrag, soll denn bitte festgesetzt werden? Solche Texte sind ja keine Naturgesetze, sie sind von Menschen gemacht. Ich würde gern einmal einen solchen kennenlernen – oder vielleicht besser doch nicht. Zumindest sollte ich dabei unbewaffnet sein.
  • Das Navigationssystemmit weiblicher Stimme: „Dem Straßenverlauf sehr lange folgen.“ Klingt es jetzt sehr chauvinistisch, wenn ich denke, dass die Frau womöglich nicht mit großen Zahlen umgehen kann?
  • Dialekt der Woche – die Hessen (bzw. „de Hesse“). Auf der Landesgartenschau in Gießen sprach eine Frau: „Die ganze Tulpe sin scho abgeblüht.“ Nun, nichts gegen Dialekt. Aber ich kannte bei Blumen bisher immer nur verblüht.
  • Hoffentlich brennt’s hier nie (danke Jochen):
    Notausgang
  • Denglisch der Woche I (danke Ingrid): „danke und ich hoffe wenn ich nachgetunet habe funktioniert es besser.“ Das ist kein Deutsch und auch kein Englisch, eigentlich noch nicht einmal Denglisch. Das ist einfach Sprachmüll!
  • Denglisch der Woche II (danke Herr Ebel): „Trust in German Sicherheit. Your life is online. Make it sicher. Lückenloser Sofortschutz & Daten-Backup. Jetzt PC sichern!“ Make it besser, bitte.
  • Wenn der Name zur Tätigkeit passt (danke Klaus):
    Studierendenservice
  • Scharfe Sache:
    Chilli
    Allerdings dachte der Journalist wohl gerade ans Entspannen (Chillen). Der Chili, eine mittelamerikanische Paprikaart, wird mit nur einem „l“ geschrieben.
  • Wäre eine solche Woche, dauerhaft, nicht ein Traum (danke Anja)?
    SchoeneWoche
  • Überschrift der Woche (danke Wolfram): „Jan Ullrich baut Horror-Crash mit zwei Verletzten“. Vermutlich waren die Verletzten die Folge des Unfalls, oder waren sie schon vorher verletzt? Leider nicht.
  • Was ist ein „Anti-Vierenprogramm“? Ist es gegen Vieren? Für mehr Fünfen oder Sechsen?
  • Homonym der Woche: der Prozess. Grundsätzlich ein gerichteter Ablauf eines Geschehens, gerichtlicher Ablauf könnte man aber auch sagen. Der wohl bekannteste literarische Vertreter stammt von Kafka. Techniker und Chemiker kennen den Prozess ebenso wie Informatiker. Manchmal möchte man einen kurzen machen.
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34/2012: Fast ok und Dippel

Ich weiß – letzte Woche keine Deutschthemen. Die Deutschthemen hatten eine Woche Urlaub und kommen daher in dieser Woche mit umso mehr Punkten zurück.

  • Produktbezeichnungen:
    Kaesedings.jpg
    Daneben lag aber nicht Schinkenbums.
  • Überschrift eines elektronischen Rundbriefes (das ist ein Newsletter;-): „Larry Ellison umbaut Oracle weiter“. Erneut: Wenn bei einem solchen Verb die Vorsilbe betont wird (umbauen), dann wird getrennt (baut um). Es gibt auch die Bedeutung umbauen, im Sinne von um etwas herum bauen. Dann wird nicht getrennt.
  • Kurzmeldung bei Heise.de (danke Jörg): „Bundesregierung will den Krebs mit Datenbanken bekämpfen“. Früher wurden noch Medikamente und Operationen erwogen.
  • Schweizerdeutsch (danke Steffen): „Drohende Busse. Selbst bei einer Rückgabe der Geige ist das eingeleitete Verwaltungsstrafverfahren gegen die Musikerin wegen Verstosses gegen das Mehrwertsteuergesetz nicht aus der Welt zu schaffen. Die kolportierte Höhe der Busse von 675 000 Franken, entsprechend dem anderthalbfachen Betrag der Einfuhrabgabe, ist laut Tschudin aber wohl zu hoch gegriffen. Falls sie nicht vorsätzlich gehandelt habe, könne die Geigerin mit maximal 10 000 Franken gebüsst werden.“ Das ß ist eben doch für manche Sache gut.
  • Kundenrückmeldung (danke Uwe): „… ich hab endlich das ‚fast ok‘ von …“ Wie viel Prozent ok sind das?
  • Werbung (danke Herr Wolff):
    Damenwahl.jpg
    So günstig sind die sonst nicht!
  • Geschlechtergerechte Bezeichnungen („gendern“) sind ja immer wieder einmal Gegenstand der Diskussion, z.B. ob Fußball spielende Frauen als Mannschaft zu bezeichnen sind oder ein weiblicher Seemann doch eher nicht Seefrau heißen sollte, um nicht als Nixe zu enden. Ein Lausitzer Bierhersteller hat das so gelöst:
    Radlerin.jpg
    Eigentlich müsste das den Gleichstellungsbeauftragten auf den Plan rufen, denn ursprünglich gibt es ja nur das Radler (also sächlich!) und nun noch die Radlerin. Wo bleibt der Radler?
  • Dialekte I. In Sachsen gibt es als Bezeichnung für eine Tasse (Tässchen) auch Dippel oder Tippel:
    Dippel.jpg
    Cappuccino wird allerdings trotzdem mit Doppel-p geschrieben.
  • Dialekte II. Richtungsangaben in Ostsachsen:
    Ruffzu.jpg
    Runderzu.jpg
  • Öffnungszeiten. Man sollte immer das Kleingedruckte lesen, den „jeden Tag“ heißt eben nicht täglich:
    Taeglich.jpg
  • Denglisch aus der Einladung zu einer Internet-Veranstaltung (danke Markus): „Nett-Working“.
  • Meldung in der Freien Presse (FP): „Anderthalb Wochen nach dem Chemnitzer Vorfall wurden in Bayern zwei Tatverdächtige gestellt. Das Trio sei mit dem Wohnmobil unterwegs gewesen.“ Welch Glück, dass nicht die Polizei, sondern nur der Journalist beim Zählen durcheinander kam!
  • „Altmeier will EEG-Gesetz überarbeiten“ titelt die FP. Was bedeutet EEG? Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es soll also das Erneuerbare-Energien-Gesetz-Gesetz (EEG-Gesetz) überarbeitet werden? Bitte im PDF-Format!
  • Die FP-Sportredaktion mit einer Bildunterschrift: „CFC-Kapitän Carsten Sträßer bedankte sich nach dem Schlusspfiff am Mittwochabend im Stadion an der Gellertstraße mit Tochter Felicia auf dem Arm bei den Fans.“ Und hier das Bild dazu:
    AufDemArm.jpg
    Wenn das „auf dem Arm“ ist, dann hoffen wir, dass er wenigstens die Beine an der richtigen Stelle hat – das ist für Fußballer unerlässlich.
  • Kuriose Silbentrennung:
    • Tortur-mein-gang – mein Gang ist das nicht.
    • Silbentrennung in der TA: Recht-sexperte – toller Beruf!
    • Eine besondere Art der Worttrennung gibt es in Jonsdorf:
  • Homonym der Woche: der Bremser (danke Klaus). Früher gab es eine solche Funktion im Zug. Im Bobsport heißt der letzte, der hinten einsteigt auch Bremser. Bremser ist aber auch ein fränkischer Traubenmost, bei dem die Gärung bereits begonnen hat.
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