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14/2010: DDR-Ritter, Woolworth-Angebote, Löws zweites Leben und Fucking Hell

(Wegen des morgigen Feiertages in dieser Woche ausnahmsweise am Donnerstag.)
  • Denglisch der Woche (danke Daniel): „Keywordanalyse und Transfer der Learnings aus den SEA-Kampagnen hinsichtlich Keyword- und Conversion Performance auf die SEO-Strategie“
  • Kaum zu schlagendes Angebot:
    Woolworth.jpg
    Also wenn für diese Übertreibung (stark reduziert) keine Abmahnung fällig ist, wann dann?
  • Es gibt ja die Substantivierung von Verben und Adjektiven (Das Lesen der Trauben dauerte lange.) und auch das Gegenteil ist bekannt, wenn Firmen- oder Eigennamen in Tätigkeitswörter übertragt: googeln oder pampern. Aber offenbar kann man das auch mit Abkürzungen machen: „Alles wird anschließend pdfiert, aber…“ (danke Uwe). Denkbar wären auch „PDFt“ oder „verPDFt“ gewesen, oder?
  • Noch einmal Schweizerdeutsch (danke Martin, den wir als „Spion“ ins Alpenland schickten): Man ruft nicht nur „auf einer Nr. an“ (siehe Ausgabe letzte Woche), sondern sagt am Schluss „danke fürs Telefon“ (obwohl man nach wie vor nur seinen eigenen Apparat hat) und „alüte“, wenn das Telefon klingelt oder man jemanden anruft und dieser das Gespräch noch nicht entgegennahm.
  • Kindermund der Woche (danke HighKO): Yannick(5) im Spiel zu einem Freund: „Ich bin ein ganz alter Ritter – noch aus DDR-Zeiten!“ Wie schnell doch die Zeit vergeht.
  • Joachim Streich auf Kicker.de (danke Wolfram): „Die Bundesliga lebt und überrascht immer wieder. Es wäre schön, wenn man das demnächst auch von Joachim Löw behaupten könnte.“ Hoffen wir mal, dass sich das „demnächst“ nicht auf den ersten Teil der Aussage bezieht.
  • Und gleich noch einmal der Kicker (Wolfram liest den wohl sehr intensiv): „Wir haben noch eine Chance, auch wenn sie immer minimaler wird.“ Das ist nicht gerade „maximalster“ sprachlicher Genuss, obwohl offiziell sogar zulässig.
  • Wer weiß, was „Fucking Hell“ ist? Nicht etwa ein englischer Fluch, sondern ein vom europäischen Markenamt genehmigter Name für ein helles Bier aus dem österreichischen Ort Fucking (nahe Salzburg).
    FuckingHell.jpg
    Bierliebhaber müssen aber noch ein paar Monate auf den Genuss warten – erst in der zweiten Jahreshälfte soll es erhältlich sein.
  • Neue Wortschöpfung bei Deutschlandradio Kultur (danke Herr Jarmuschek): „Erwachsenen-Zentriertheit“. Nun gibt es im Deutschen eine Menge Nachsilben für Substantive, wie -ung, -heit, -keit, -schaft, -tum usw. Die Bildung der Nomen mit Nachsilben (Suffixen) nennt man Derivation, weil hier – im Gegensatz zur Komposition (zusammengesetzte Substantive) – nur ein Wortteil eine eigenständige lexikalische Bedeutung hat. Allerdings passt freilich nicht jeder Suffix zum eigentlichen Wort (Lexem genannt). Kürzer gesagt: Zentriertheit gibt’s nicht, es muss Zentrierung heißen!
  • Kuriose Silbentrennung:
    • Antrags-teller – eigentlich werden (Heirats-)Anträge ja mit Ringen gemacht
    • Bein-amen – Abschluss eines Gebets für Gliedmaßen
    • Hur-tiger – raubtierartige Prost…
  • Homonym der Woche: die Krippe. Die Krippe (nicht zu verwechseln mit der Grippe, Erkältungskrankheit) ist ein hölzerner Futtertrog, wobei die wohl berühmteste Krippe sicher die in der Bibel erwähnte ist (das Jesuskind wurde in selbige nach seiner Geburt gelegt), weshalb es zu Weihnachten Krippenspiele und die Weihnachtskrippe mit zumeist hölzernen Figuren gibt. Heute seltener verwendet ist die (Kinder-)Krippe, weil häufiger kurz von Kita die Rede ist (Kita=Kindertagesstätte oder auch „Einrichtung“, was mich immer an „Anstalt“ erinnert). Wenn die Kinder aber im Winter Tiere füttern, so könnte in der Krippe eine Krippe stehen.