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16/2015: Wer krakelt denn da

 

  • Allwöchentliche Demonstrationen und Gegendemonstrationen geben der Presse ja ausreichend Gelegenheit, zu berichten. Die TA schrieb: „Auch wenn ihr ununterbrochen ‚Wir sind das Volk‘ krakelt habt - das seid ihr nicht.“ Stimmt, ich jedenfalls möchte mich von diesem (kleinen) Teil der Bevölkerung nicht „retten“ lassen. Was nicht stimmt, ist „krakelt“. Zwar gibt es krakeln (man beobachte Kleinkinder bei ersten Malversuchen), aber der lautstark geäußerte Auswurf auf diversen *gida-Veranstaltungen heißt korrekt: krakeelen.
  • Behördenmathematik (danke Christian):
    Burgerservice
    Was denke ich, wenn ich Besucher Nr. 6 bin und vor mir sind 7? Zwei sitzen noch von gestern?
  • Eine Stele zum Andenken an einen Todesmarsch ins KZ Buchenwald wurde geschändet - „Todgesoffen“ wurde dort eingeritzt. Nicht allein die Tat an sich beweist die geistige Beschränkung der Täter - der Rechtschreibfehler ebenfalls. Fragte man die Täter, vermutlich halten sie sich für besonders gute Deutsche - und kennen unsere Muttersprache noch nicht einmal ausreichend! Es gibt noch viel zu tun, um solche Hohlköpfe mit Inhalt zu füllen - mit dem richtigen!
  • Der überlebende Attentäter des Boston-Marathons wurde mittlerweile verurteilt. Weder er noch seine Anwälte bestreiten eine Beteiligung an der Tat. Dennoch schreibt die Zeitung: „Der Angeklagte soll im April mit seinem älteren Bruder Tamerlan zwei Bomben …“ Soll? Wieso soll? Hat!!!
  • Kindermund der Woche. Emma (7) spielt mit Schnürsenkeln: „Ich bin hier die Knotenfrau.“ Andernorts braucht es Quotenfrauen, ich habe eine kleine Knotenfrau zu Hause.
  • Der Apostroph bereitet gelegentlich Kopfzerbrechen. Dass sogar die Kulturseite der TA in dieser Überschrift strauchelt, ist beachtlich: „Weimarerin über Liszt’ Muse“. Um das Genitiv-S am Ende eines Wortes nicht zu einem Zungenbrecher verkommen zu lassen (Worte, die auf s, ss, ß, tz, z oder x enden - der Fachmann spricht von auslauten), muss ein Apostroph gesetzt werden, z.B. bei „Alex’ Geburtstag“ oder „Fritz’ Erfolg“. Wie ist es nun aber bei Franz Liszt? Franz’ Schaffen ist in jedem Fall zu würdigen, aber ich bin der Meinung, dass das t im Auslaut bei Liszt keinen Apostroph erfordert. „Liszts Muse“ wäre also besser gewesen.
  • Neues Zahlensystem (danke Klaus):
    Wetter
    NaN - eine Natrium-Stickstoff-Verbindung oder wie warm ist es in Frankfurt, Berlin und Hamburg?
  • Man sollte die Erwartungen stets niedrig halten (danke Jürgen):
    NichtExzellent
    Naja, Laien können auch was!
  • Juristendeutsch. Eine Lehrerin, die bei einem Amoklauf geschädigt wurde, bekommt nach einem Gerichtsurteil ein erhöhtes Ruhegehalt. Begründung: „qualifizierter Dienstunfall“. Qualifiziert steht normalerweise für besondere Fähigkeiten oder Sachkenntnisse. Der Jurist nutzt das Adjektiv aber auch für Sachverhalte, die „unter erschwerenden Umständen“ zustande kamen. Klingt trotzdem komisch.
  • Tolles Angebot bei eBay-Kleinanzeigen:
    Entrupelungen
    Falls jemand also Rüpel zu Hause hat …
  • Lustige Namen. Wie heißt der russische Zivilschutzminister? Wladimir Putschkow.
  • unstabil
  • Neue Verben bei heise.de (danke Marcus): „Lotsen wollen enftührte Flugzeuge fernlenken“
  • Homonym der Woche: der Sekretär (danke Klaus). Es ist ein Beruf, auch meist die weibliche Form vorkommt. Allerlei Funktionäre und Regierungsmitglieder gibt es als Sekretär, in höchster Form sogar als Generalsekretär. Im Handball ist er Teil des Kampfgerichts. Es gibt ihn als Möbelstück und als Vogel.