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29/2013: Werksstudent oder Werkstudent?

  • Noch eine Frage zum Fugen-S: Werksstudent oder Werkstudent. Beim Ingenieursstudium hatten wir das Thema ja bereits vor zwei Wochen. Lt. Duden ist der Werkstudent ein Student, der sich neben seinem Studium oder in den Semesterferien durch Lohnarbeit Geld verdient. Google zeigt für beide Schreibweisen überraschend etwa gleich viele Ergebnisse an, bevorzugt aber auch Werkstudent. Jedoch, es gibt eine Webseite www.werksstudent.com.
    In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie es denn dann mit „Werksverkauf“ ist. (Wer das nicht mehr kennt: Es handelt sich um ein Outlet Center;-) Hier ist das Fugen-S wieder da. Vielleicht weil der Werkverkauf der Verkauf des gesamten Werkes und der Werksverkauf der Verkauf der Ware ab Werk ist? Der Duden sagt: nein, beide Schreibweisen können sowohl das eine als auch das andere bedeuten.
    Woran offenbar keiner Anstoß nimmt: Bei Werkstudent muss man ja der politisch korrekten Vollständigkeit halber auch die Werkstudentin erwähnen. Werkstudierende haben sich wohl noch nicht durchgesetzt – jämmerliche 1 560 Google-Treffer.
  • Dafür setzt Zalando konsequent auf weibliche Anrede:
    LiebeKlaus
    Offenbar schreien dort ausschließlich Frauen vor Glück.
  • Die Thüringer Landeszeitung (TLZ, danke Wolfram): „Deutsche trumphen bei der Tour de France 2013 auf“. Na, da sind wir doch voll von den Socken äh Strümphen.
  • Fremdwort der Woche: „Jan Fitschen, der nicht nur Deutscher Meister in der Gesamtwertung wurde, sondern auch in der AK35, egalisierte die 23 Jahre alte Bestleistung von Jörg Peter aus dem Jahre 1990 um 35 s auf 1:03:22 h.“ Egalisieren (franz. égaliser) bedeutet im Sport, eine (Best-)Leistung nochmals zu erreichen, einen Rekord einzustellen oder auch einen Vorteil auszugleichen. Um 35 s wurde die Zeit mithin nicht egalisiert, sondern verbessert.
  • Eine politisch vollkommen unkorrekte Ausschrift (danke Lars):
    Passnegers
  • Pleonasmus („runde Kugel“) der Woche: „Neueste Neuigkeiten von Gudrun Sjödén!“ Ein Glück, dass es nicht die alten Neuigkeiten waren.
  • Gleich noch ein Reisethema in einem Text über eine Preisverleihung (danke Sebastian): „Seitdem er [der Preis] 2008 zum ersten Mal verliehen wurde, reist die Euphorie nicht mehr ab.“ Schön, dass die Euphorie bleibt. Der Geduldsfaden, der reißt allerdings manchmal ab.
  • Im Zug belauscht: „Ich hatte ein Funkloch.“, brüllte eine Frau im Zug in ihr Mobiltelefon. Ich wollte schon fragen, ob es weh tut, solch ein Loch. Die Benutzung dieser Geräte ist also doch gesundheitsschädlich.
  • Mengenangaben (danke Klaus): „Die tschechische Tochter Skoda dagegen liegt 6 Prozent im Minus, steht allerdings auch vor Modellwechseln, was meist immer bremst.“ Wenn man vor Modellwechseln steht (!), braucht man ja eigentlich nicht mehr zu bremsen. Aber, so zwischen 0 und 100 Prozent, wo liegt denn bitte „meist immer“?
  • Namen und Berufe:
    Zahnarzt Hacker
    Über die Methoden dieses Zahnarztes in Erfurt ist mir nichts bekannt. Das Wortspiel „Zahnar(z)tpraxis“ will uns ja noch auf den künstlerischen Weg führen, aber der Name der Webseite …
  • Wenn Bild und Unterschrift nicht zusammen passen:
    Nordkap
    Darunter stand: „Glücklich posierten sie 31 Kilometer vor dem Verkehrsschild …“ Man sieht jedoch sicher leicht, dass sie unmittelbar neben dem Schild stehen, oder?
  • Produkt der Woche (danke Maria):
    Meerrettich
    In diesem Frischkäse befinden sich 14% Meerrettich in welchem 75% Meerrettich enthalten sind. Darüber hinaus ist drin Staubzucker mit Kartoffelstärke, welche wiederum aus Staubzucker und Kartoffelstärke besteht. Wenn die Lebensmittelkennzeichnungspflicht derart absurd ist, kann der Verbraucher auch darauf verzichten – denn dann ist es Käse (und das wussten wir vom Produkt ja bereits).
  • Politikerdeutsch der Woche von unserem Innenminister: „Sicherheit ist ein Supergrundrecht“. Na super! Damit soll vermutlich gerechtfertigt werden, dass ausländische Geheimdienste unsere Daten auswerten dürfen, weil unsere eigenen Geheimdienste das nicht können. Sie bekommen dann die sicherheitsrelevanten Informationen vom ausländischen Dienst wieder zurück. Das läuft schon seit Jahren so und spart ja bei uns auch Ressourcen. Nur Kanzlerin und Minister haben davon angeblich nichts gewusst – und tun jetzt empört. Und sie glauben, dass wir das glauben – und das empört mich.
  • Mein Gegenüber im Zug las die BLÖD-Zeitung und da stand das:
    Geheimtraining
    Wie geheim ist eigentlich etwas, wenn es in diesem Blatt steht?
  • Mathematikthema der Woche (danke Maria):
    Häufigkeitsgipfel
    Wenn man im 60. Lebensjahrzehnt ist, schließt man fast zu Methusalem auf. Davon abgesehen, dass „Häufigkeitsgipfel“ ein sehr schönes Wort ist. Der Häufigkeitsgipfel der Weihnachtsbaumdiebstähle ist nach dem 26.12. stets überschritten.
  • Homonym der Woche: das Blatt (danke Klaus). Das Blatt kann einfach ein Stück Papier sein, aber auch eine Zeitung. Kartenspieler kennen es auch und an Werkzeugen findet man es (z.B. Sägeblatt, Spatenblatt). Das Blatt ist Teil einer Pflanze, erzeugt Schwingungen bei Holzblasinstrumenten und ist Teil der Schulter (weshalb es auch einen Blattschuss gibt). Schlussendlich verfügt die Tür über eines.