Entwicklerdeutsch:
"Die Rolle wird durchgeerbt." - keiner der Entwickler zuckte
auch nur mit der Wimper;-)
Die
TA vom 9.7. vermeldet: "Umso erfreulicher, dass das 100-km-Rennen scheinbar
ohne die gewohnten Irrungen und Wirrungen passierte." Der leidige Kampf,
dass es einen Unterschied zwischen anscheinend und scheinbar gibt, ist offenbar
verloren. Wenn das Rennen nur scheinbar ohne Irrungen verlief (was als Verb
hier auf jeden Fall besser ist als "passierte"), so traten in Wirklichkeit
also doch welche auf. Warum ist dies dann aber "umso erfreulicher"?
Auch die c't 15/2007 meint: "AllofMP3 gibt scheinbar auf" -
ja, geben sie nun auf oder nicht? Aus scheinbar würde man grammatikalisch
schlussfolgern, dass es eben nur so scheint.
Hier noch einmal die korrekte Bedeutung:
Er ist scheinbar der Täter (in Wirklichkeit aber nicht).
Er ist anscheinend der Täter (er ist es tatsächlich).
Und jetzt die Preisfrage: Gehört ePages nun anscheinend oder scheinbar zu den
besten Herstellern von E-Commerce-Software?
Denglisch
der Woche: "... wenn man in die TOC (Terms and Conditions) einen zu langen
Text über den WYSIWYG-Editor einpastet ..." (danke Karsten)
Eine
Wort-Erfindung in Bezug auf die durch Herrn Schäuble immerfort in Gang
gehaltene Sicherheitsdebatte: "Gefährder". So oft, wie unser
Bundesinnenminister dies in den letzten Tagen gebraucht hat, wird es bestimmt
auch bald im Duden auftauchen, was derzeit jedoch noch nicht der Fall ist.
Diese
Woche am S-Bahnsteig in HH gehört: "Morgenpost-Nachtausgabe". Das
erinnert mich immer an "Der weiße Riese - kompakt". Es ist sicher
schwer fürs Marketing, denn wie soll man den Leuten einen großen Zwerg an einer
geraden Kurve verkaufen? So etwas heißt Oxymoron (also der schwarze Schimmel) -
da entfährt mir ein stummer Schrei. In der Geschäftswelt könnte man noch von
einer "exakten Schätzung des vorläufigen Endergebnisses" hören.
"Die
einheilige Meinung dazu ist, …" - also man könnte eine
scheinheilige Meinung haben oder aber es gibt die einhellige Meinung,
was soviel wie einstimmig oder einmütig bedeutet.
Homonym
der Woche: der Bauer. Entweder ein Landwirt oder ein Vogelkäfig. Sitzt der
Bauer aber im Bauer so ist es eher kein Bauer mehr, sondern schon eine Voliere.