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27/2013: Ingenieursstudium oder Ingenieurstudium?

  • Frage der Woche:
    Ingenieurstudium
    Ingenieursstudium oder Ingenieurstudium? Fragen wir mal Google: 112 000 Ergebnisse für Ingenieursstudium (und gleich die Frage: „Meinten Sie Ingenieurstudium?“), aber 375 000 für Ingenieurstudium. Im Duden kommen alle Verbindungen ohne Fugen-S aus, außer einer: der Ingenieurskunst. Ist  das Studium etwa der Kunst gleichrangig? Im Leben vielleicht, grammatisch sicher nicht.
  • Denglisch der Woche I (danke Herr Hucke): „… wie gewünscht haben wir Ihren Server auf 32 GB RAM geupgradet und anschließend den Server wieder in Ihr System gestartet.“ Upgraden steht im Duden. Als Partizip Perfekt schlägt selbiger allerdings „upgegradet“ vor. Schön ausgedrückt ist jedoch, dass der Server „in Ihr System gestartet“ wurde. Das ist so ähnlich wie bei der Bahn, wo Züge „aus dem Gleis ausfahren“.
  • Denglisch der Woche II: „Einladung zum Summer Pre-Sale - Exklusive 25% Rabatt!“ Dass es einen Sommervorschlussverkauf (ein solch komisches Wort kann man deutschen Kunden freilich keinesfalls zumuten) geben soll, lässt darauf hoffen, dass der Sommer in diesem Jahr wohl doch noch kommt. „Exklusive“ gibt es als Adverb und als Präposition und bedeutet ausgenommen, ausschließlich, nicht enthalten. Also kein Rabatt? Doch, denn das Adjektiv „exklusiv“ bedeutet u.a. vorzüglich oder edel und so wie es eine „exklusive Gesellschaft“ gibt, kann es eben auch „exklusive Rabatte“ geben.
  • Denglisch der Woche III: „Die Studie … basiert auf einem Base Case und einer umfangrei­chen Trendanalyse.“ Basischer Käse – wird zum Glück nicht sauer.
  • Aus der Werbung I (Dank an Wolfram für alle):
    Alkoholfrei
    Wenn dieses Bier zu 0,0% alkoholfrei ist, ist es dann zu 100% alkoholisch oder sind es gar 100% Alkohol?
  • Aus der Werbung II:
    Orangenreiniger
    Wenn eure Orangen mal verdreckt sind.
  • Aus der Werbung III:
    Saftbockwürstchen
    Grammatisch korrekt getrennt, aber auch geschickt? Sind das etwa Würstchen vom Saftbock?
  • Fremdwörter (danke Klaus):
    herumlaminieren
    Wahrscheinlich meinte er lamellieren. Aber wenn jemand FDP-Anhänger ist, gehört lamentieren offenbar nicht zum aktiven Wortschatz.
  • Pleonasmus („runde Kugel“) der Woche in der TA: „Staatliche Steuern“. Gibt es etwa weitere Institutionen, die Steuern einziehen? Gut, genau genommen werden uns die Steuern vom öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen auferlegt. Und wer ist es, der hier sein Wesen (manche würden sicher auch sagen: Unwesen) treibt? Der Staat.
  • Kurznachrichten (danke Klaus):
    Pole
    Weitere Vorschläge: „Schweinsteiger schießt Pokal“, „Merkel zettelt Streit“ und „Silbereisen singt Show“.
  • Die TA: „Und das ist natürlich schwierig für eine Mama, obgleich sie das befördert hat.“ Es ging dabei um das Auslandspraktikum der Tochter ebendieser Mama. Und das kann sie befördern? Ja, sie kann, denn befördern hat nicht allein die Bedeutung des Transports, sondern auch: fördern, unterstützen und begünstigen. Günstig, eine solche Mama.
  • Überschrift der Woche in der Ostthüringer Zeitung (danke Jörg): „Zwei Kästen Bier in Greiz gestohlen und dann festgenommen“. Die inhaftierten Bierkästen wurden vermutlich zur Strafe abends auf dem Polizeirevier geleert. Inhaltlich erscheint es zudem erschreckend, was Journalisten so alles für die Zeitung aufbereiten – über in China umgefallene Reissäcke war an diesem Tag rein gar nichts zu lesen.
  • Die Begründung „… aber ich sage immer: Qualität hat seinen Preis“ mag stimmen. Jedoch, es handelt sich um „die Qualität“ und insofern hat sie „ihren“ Preis. Für diese sprachliche Qualität kämpfe ich um jeden Preis!
  • Meine, sprachlich gesehen, Lieblings-Pizzeria (am Jenaer Westbahnhof) wieder mit tollen Angeboten:
    Geümuse
    In dieser Woche besonders zu empfehlen: Geümuse mit Rais!
  • Kurznachrichten (danke Klaus) mit absonderlichem Denglisch:
    Ausideln
    Was könnte hier wohl „ausideln“ bedeuten? Dazu muss man sein Gehirn zunächst davon abbringen, an „aussiedeln“ zu denken, denn das wäre grundfalsch. Es geht nämlich vielmehr um das englische Wort „idle“, was Leerlauf oder Faulenzen bedeutet. Was soll nun mit diesen Sessions passieren, wenn sie ausleerlaufen sollen? Das will ich lieber gar nicht wissen und zudem hätte das Wort groß geschrieben werden müssen – aber verdient hat es das nicht.
  • Homonym der Woche: die Ausgabe (danke Klaus). Im Rechnungswesen bedeutet die Ausgabe, dass Geld ausgegeben wird. Die Bank gibt Banknoten aus und bringt sie damit in Umlauf (das ist auch der Grund, warum das Geld nie allzu lange in meiner Brieftasche bleibt – wegen des Umlaufes zieht die Kohle immer gleich weiter). Der Computer gibt auch aus, nämlich Daten. Manchmal verausgabt er sich dabei auch, was dann ggf. blaue oder schwarze Bildschirme nach sich zieht. Ein Werk, bspw. ein Buch, aber auch Zeitungen kennen die Ausgabe. Es kann damit auch schlicht etwas ausgehändigt werden, manchmal muss man dafür eigens einen bestimmten Ort aufsuchen: die Ausgabe.