Deutschthemen zum Freitag - Das Blog


Ja, Sie lesen richtig: das Blog. Da es sich um das Internet-Tagebuch handelt, ist Blog von sächlichem Genus. Aber das nur als Erklärung für die Überschrift.

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Gern dürfen die Beiträge zitiert werden - über eine entsprechende Quellenangabe mit Link freue ich mich.

Die bisherigen Ausgaben stehen jeweils als zusammengefasster Beitrag zur Verfügung. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen.

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24/2010: Frauensprache, Präsens und mobile Smartphones

  • „Ich möchte heute hier Präsens zeigen.“ Gestern zeigte ich Präteritum und morgen werde ich Futur zeigen;-)
  • Heute beginnt die Fußball-WM und wir können auf geistreiche Sprüche hoffen. Warum es schwer ist, gegen eine bekannte Mannschaft zu spielen und warum es genauso schwer ist, gegen eine unbekannte zu spielen. Berti Vogts sagte einst dazu: „Die Breite an der Spitze ist größer geworden.“ Ein Trend, der sich tendenziell zu einer Strömung starken Kurses weiterentwickelt hat;-)
    • Der Bundestrainer sagte z.B. nach dem letzten Testspiel: „Er war sehr präsent.“ Das Adjektiv präsent bedeutet anwesend, gegenwärtig – der angesprochene Spieler war demnach „sehr anwesend“. Toll!
    • Der Staatspräsident des Gastgeberlandes, Jacob Zuma, wird übersetzt mit: „Südafrika ist mehr als fertig.“ Das erwarten wir schließlich auch von „unseren Jungs“ – dass sie mehr als 100% geben.
  • Glückwünsche allerorten und zu jeder, auch unpassenden Gelegenheit. Wolfram macht auf dieses Thema aufmerksam (vielen Dank). Bei eBay z.B. kann man dies lesen:
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    Die Idee, eine Aktion mit einer Erfolgsmeldung zu quittieren, ist ja nicht schlecht. Aber muss man dazu beglückwünscht werden? Was würdet ihr bspw. sagen, wenn die Ansage kommt: „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben soeben den Bus nach Göschwitz bestiegen.“ oder „Herzlichen Glückwunsch! Es gelang Ihnen, alle Bestellungen zu löschen.“
  • Gibt es eigentlich Begriffe, die unabdingbar miteinander verknüpft zu sein scheinen? Gibt es! Jochen weist z.B. auf „hermetisch abriegeln“ hin. Einfach nur abgeriegelt wird nichts mehr, es muss schon hermetisch sein, sonst wirkt die Abriegelung offenbar löchrig – meinen die Journalisten. Es gibt durchaus weitere Beispiele: „rückhaltlose Aufklärung“ oder ganz neu das „alternativlose Sparprogramm“.
  • Die Webseite http://frauensprache.com setzt sich für die politisch korrekte Verwendung der Sprache hinsichtlich weiblicher Bezeichnungen und Formulierungen ein. Das treibt teilweise absurde Blüten, wie die Titelbezeichnung „Frau Dr.in Gundula Schmidt“ oder der Vorschlag, den Satz „Wer von euch hat das getan?“ besser so zu schreiben: „WelcheR von euch hat das getan?“ Auch das unsägliche große „I“ trägt nicht unbedingt zur Verbesserung bei. „BearbeiterInnen“ trennt das Wort scheinbar und suggeriert: „Bearbeiter innen“ und ich frage mich dann immer: Und außen?
    Tatsächlich wird sogar ein „Leitfaden zur geschlechtergerechtes Formulieren“ angeboten und der wurde ausgerechnet vom „Gender Mainstreaming Arbeitskreis“ herausgegeben! Da frage ich mich besorgt: „WelcheR kommt nur auf derlei Ideen?“
  • Denglisch der Woche I (danke Daniel): „In dem Moment, wo diese (meist allesamt Duplicate-Content) Meldungen die uniquen Beiträge überwiegen knallt es dann.“
  • Denglisch der Woche II: „…sollte bis dahin weitgehend … hochgeupdated worden sein.“ Demnach müsste man als auch „runterupdaten“ können – eine hochreduzierte Sprachauslegung;-)
  • Denglisch der Woche III: „Deutschland wird garantiert wieder ablosen.“ meinte eine Berufsschülerin im Zug.
  • Pleonasmus („runde Kugel“) der Woche (danke Andreas): „Besonders Besitzer mobiler Smartphones verlieren im Ausland viele ihrer Funktionen, weil sie ohne Internetanbindung nicht nutzbar sind.“ Kennt jemand ein Smartphone, welches nicht mobil ist?
  • „Die Welt“ titelt: „Deutschland kauft eine neue Steuer-CD“. Hoffentlich steuert Deutschland damit richtig.
  • Homonym der Woche: der Dom. Der Dom ist entweder eine Hauptkirche, eine gewölbeartige Decke oder der Ausdruck für Herr. Ein Dom könnte also im Dom den Dom betrachten.
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16/2010: Richtiges ePages, Parforceritte und sichtbare, jedoch nicht vorhandene Trends

  • Hoch hinaus möchte eine Stellenanzeige: „Marketing-Agentur sucht eine/n charismatische/n Kundendienstleiter“. Trotz der  Mühe, mittels „Verschrägstrichung“ beiden Geschlechtern gerecht zu werden, ist die eigentliche Berufsbezeichnung nur männlich. Wenn man es rein weiblich liest – eine charismatische Kundendienstleiter – dann kann es nur aufwärts gehen.
  • Aus einer Kunden-E-Mail (danke Julia): „Aus diesem Grunde haben wir großes Interesse zu erfahren in wie weit wir von Strato auf das ‚richtige‘ ePages umzusteigen können.“ Es sei an dieser Stelle allerdings versichert – auch bei Strato läuft ein „richtiges“ ePages, die Kundin meint vermutlich unsere Enterprise-Version. Genau genommen muss ich noch die Schreibweise „in wie weit“ bemängeln – es muss als „inwieweit“ zusammen geschrieben werden. Es handelt sich bei diesem Wort übrigens um ein sog. Interrogativadverb (Frage-Adverb). Ein weiteres Beispiel wäre „inwiefern“. Benutzt werden Interrogativadverbien vorrangig bei indirekten Fragen – wie auch oben zu sehen.
  • Laut TA-Sportredaktion gewann der Schweizer Radprofi Fabian Cancellara ein Eintagesrennen mit einem „Parforceritt“. Im Bericht stand, dass er sich einige Kilometer vor dem Ziel vom Feld absetzte und dann mit entsprechendem Vorsprung das Ziel erreichte. Die Parforcejagd ist eine bereits bei den Kelten bekannte Hetzjagd. Par force stammt aus dem Französischen und bedeutet: mit Gewalt. I.d.R. hetzt man also Hunde auf die Beute und die Jäger reiten hinterher. Insofern war die Art und Weise, wie Cancellara das Radrennen gewann, keineswegs ein Parforceritt.
  • Heute soll uns auch einmal etwas Spanisch vorkommen (danke Julia): Wie schreibt der Spanier „Online“?
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  • Eine Online-Zeitung: „Mit knappen Vorsprung gewann das ZDF den Kampf um die Einschalquote.“ Was immer da eingeschalt wurde – hier wäre nun wirklich der Dativ angebracht gewesen: „Mit knappem Vorsprung…“
  • Zahlenangabe in der TA: „Insgesamt sollen die Bürger um sechszehn Milliarden Euro entlastet werden.“ Zunächst: Üblich ist das Ausschreiben der Zahlen lediglich bis zur Zwölf. Allerdings nur, wenn keine Einheit dahinter steht wie bei 8 km oder Dezimalzahlen, denn Siebenkommafünfundvierzig liest sich nicht angenehm. Die Zahl 16 wird jedoch nur als „Sechzehn“ geschrieben, also ohne das „s“, welches normalerweise am Ende der Sechs steht.
  • Versprecher während eine Präsentation: „Da sind fast keine Grenzen offen.“ So war das allerdings nicht gemeint;-)
  • Schwierige Antwort (danke Wolfram)
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  • In München fand in dieser Woche der Internet World Kongress statt. Gleich für zwei Kategorien kann mir dieses Ereignis dienen:
    • Bayrisch: Glücklicherweise wird in den S-Bahnen und Bussen die nächste Haltestelle auf Bildschirmen angezeigt – die Ansagen aus dem Lautsprecher kann man als Nicht-Bayer kaum verstehen.
    • Denglisch: In bestimmten Vorträgen fragte ich mich, warum sie nicht gleich auf Englisch gehalten werden. Neben der unablässigen Aneinanderreihung diverser im Führungsgeschäft dieser Branche unabdingbarer Begriffe wie ROI, No-Brainer, Impact oder TCO, gab’s noch schöne Sätze wie „Da waren so richtige Take-Home-Messages drin.“ und „Wir zahlen nur per Sale.“
  • Hellseher: „Man sieht natürlich einen Trend, der leider noch nicht da ist.“
  • Homonym der Woche: das Empire. Bekannt ist das Empire sicher als ehemaliges britisches Weltreich, weniger als Kunststil zur Zeit Napoleons. Aber immerhin könnte es sein, dass Kunst im Stile des Empire im Empire beliebt war.
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Mehr über: denglisch, frauensprache, sport
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6/2010

  • Es war Montag und wohl noch sehr früh: „Ja, ich bin auch sehr dafür, wenn das Format schon gewerden werden muss,… “
  • Feminismus der Woche: der Lieferschein. Bei jeder Bestellung dabei, stellt er wohl den Inbegriff des Affronts gegen militante Feministinnen dar. Aber Abhilfe ist in Sicht:
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  • Weiß jemand, was ein „Ultra 3D-Saugwirker“ ist? Nein, hat nichts mit dem neuen Kino-Hit „Avartar“ zu tun, sondern stammt aus dem (bei Strato laufenden) ePages-Shop www.windelversand24.de (danke Benjamin).
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    Begrüßt wird man auf der Seite mit folgendem Satz: „Liebe Kunden wir wollten Ihnen mitteilen das wir eine grosse Lagerrämung durchführen. Und unsere Preise für viele unserer Produkte stark gesenkt haben, solange Vorrat reicht.“ Nach einem Blick ins Impressum wollen wir die vielen Fehler in diesen zwei Sätzen, der eigentlich nur einer hätte sein sollen, gar nicht einzeln auflisten.  Eines nur: Ob die Preise wieder steigen, wenn der Vorrat erschöpft ist? Marktwirtschaftlich wäre das ja…
  • Aus einer Kunden-E-Mail: „…unter Anderem ein Butten auf der startseite der auf alle Produte verlinkt.“ Rechnungen werden hier auch nur auf Buttenpapier gedruckt!
  • Neue Wortschöpfung, welche mir von einem verdeckten Twitter-Mitleser zugetragen wurde: „Mit dem bereits gesetzten Ziel einer strikten Komponentisierung unserer Lösungen…“
  • Die IWB 3/10 beglückt uns mit folgender Überschrift: „Wir sind gegen niemand“. Puh – also ich verlange ja nicht unbedingt die Verwendung des Genitivs (z.B. „Wir sind niemandes Feind“), aber die zwei Buchstaben hätten es doch noch sein müssen: „Wir sind gegen niemanden“.
  • Aus dem gleichen Artikel stammt das Denglisch der Woche: „Buchbare Werbeformen sind Rectangles, Scyscraper und Superbanner.“
  • Aus dem Schlecker-Angebot:
    • „Olympia Aktenvernichter“ – nur für IOC-Mitglieder.
    • „Mistral Festplatte“ – ökologisch, weil windgetrieben (Mistral = Nordwestwind in der Provence)
  • Kuriose Silbentrennung:
    • Zie-gen – gestreckter DNA-Abschnitt
    • Vers-ehen – wenn Reime heiraten
    • Spar-gelesser – geiziger Tubennahrungsvertilger
  • Homonym der Woche: die Edda. Es handelt sich um die Sammlung altnordischer Dichtungen und auch einen Vornamen. Ob die Edda allerdings einst die Edda schrieb, weiß ich nicht.
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7/2008

  • Problembehandlung seitens Microsoft: "Ich kann auf keinem meiner Monitorbildschirme etwas sehen."
    Nichts_sehen.jpg
     Da möchte man doch glatt wütend auf das Tastaturkeyboard einschlagen.
  • Zuletzt bekam ich Post von der Polizei wegen einer Zeugenaussage. Es schrieb mit eine POM'in. Ich fand dann heraus, dass POM Polizeiobermeister bedeutet und POM'in die, vermutlich seitens der Gleichstellungsbeauftragten erwirkte, Verweiblichung darstellt. Im Analogieschluss wäre eBays scheidende Chefin Meg Whitman dann CEO'in.
  • Kommentator Wilfried Hark beim Biathlon: "Oh - leider zwei Strafrunden liegend." Keine Angst, die Strafrunden werden immer noch aufrecht zurückgelegt, es ging lediglich um Fehler beim Liegendschießen.
  • Prof. Oskar Niedermayer zur Lage der Linken: "Ich bin mir unsicher, ob es die Bundesführung der Linken extrem gerne sehen würde…" Extrem gern? Voll krass! Gestern war Valentinstag - offenbartet ihr eurer/eurem Liebsten, dass ihr sie/ihn "extrem liebt"? Eine solche Übertreibung passt eigentlich nur zu Politikern und siehe da - es stimmt fast: Herr Niedermayer ist Politologe an der FU Berlin.
  • Hyperlativ der Woche in der OTZ zur Tabellensituation der 2. Fußball-Bundesliga: "An der Tabellenspitze ist B. Mönchengladbach nach 15 Begegnungen ohne Niederlage mit 37 Punkten die konstanteste Größe…" (danke Steffen) Konstant bedeutet gleichbleibend. Das allein wäre in der heutigen, sich so schnell verändernden Zeit schon gut. Aber nein, selbst das muss gesteigert werden.
  • Eine Kunden-E-Mail: "Bei einigen der Logos im Footer wäre es ideal, wenn diese etwas mehr Weissraum zwischeneinander bekommen." Hey, erstens wurde das "ß" nicht gänzlich abgeschafft, also schreibt man immer noch Weißraum. Der Fehler wäre selbstverständlich leicht zu vermeiden gewesen, wenn man Zwischenraum verwendet hätte. Damit wäre gleichzeitig das in der deutschen Sprache neue Adverb "zwischeneinander" zu vermeiden gewesen. Wohl gibt es unter-, neben- oder miteinander, aber zwischeneinander gibt's nicht und ist somit "over liquid";-)
  • Homonym der Woche: der Holm. Ein Holm ist die Griffstange des Barrens und der Norddeutsche nennt kleine Inseln so. Auch als männlicher Vorname ist Holm bekannt. Wenn also auf einer kleinen Nordseeinsel einer am Barren turnt, so könnte es der Holm am Holm auf dem Holm sein.

 

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