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12/2008

  • Die c't 7/2008 beschäftigt sich mit dem mobilen Internet und beleuchtet dabei die Bedienung verschiedener Geräte. Es gibt dabei welche mit "Wippe, Trackball oder Drehrad". Bei einem bloßen Rad hätten wir sicher nicht vermutet, dass es sich drehen könnte, oder?
  • Pleonasmus ("runde Kugel") der Woche: "...welches per Upload hochgeladen werden soll" (danke Herr Hucke) Sogar der Duden kennt das Wort: der Upload. Trotzdem hinterliegt dem eine Bedeutung, nämlich die Datenübertragung zum Server. Wie sonst hätte man eine Datei hochladen können, als mit einem Upload?
  • Die Chemnitzer Freie Presse vermeldet: "Olympia 20010 ohne Frauen-Skispringen" Die nächsten Winterspiele finden 2010 in Vancouver (Kanada) statt. Die FP beweist einen  enormen Weitblick - immerhin würden bis zum Jahr 20010 weitere 4499 Winterspiele stattfinden. Sollte sich die "Einhelligkeit" der Nationen dieser Erde hinsichtlich der Umweltpolitik weiter auf ähnlichem Niveau bewegen, wie bisher, so wird weit früher Frauen-Skispringen mangels Schnee selbst am Nordpol unmöglich sein.
  • Kindermund der Woche: Was ist ein zusammengesetztes Substantiv? Na z.B. Tischbein, Apfelsaft etc. Darauf mein Sohn Tom (6): "Ich hab auch noch eins - Popo!"
  • Die TA zum großen Vorsprung Bayern Münchens: "Der FC Bayern stürmt scheinbar unaufhaltsam dem 21. Gewinn der deutschen Meisterschaft entgegen." Liebe Bayern-Fans, es tut mir leid, dass die TA offensichtliche Zweifel an der Unaufhaltsamkeit hegt, denn es sei ja "scheinbar" so und nicht anscheinend (was in diesem Kontext richtig gewesen wäre). Dabei ist die bayerische Aufbauhilfe Ost (0:2 in Cottbus) doch vorbei und gegen wen soll man denn nun noch verlieren?
  • Bei digitalfernsehen.de: "Bis 2011 rechnet die Blu-ray-Gruppe damit, dass zehn Prozent ihrer Marktanteile auf hochauflösende PC-Spiele entfallen." (danke Wolfram) Rechner bei der Blue-Ray-Gruppe zu sein, ist ein echter Sch…-Job. Der Satzbau ist durchaus nicht egal. Denn so, wie der Satz jetzt geschrieben steht, wissen die das Ergebnis bereits (10%), rechnen aber bis 2011. Besser hätte es daher geheißen: "Die Blue-Ray-Gruppe rechnet damit, dass bis 2011…"
  • Auf unserer eigenen Webseite im Text Online-Shop des Monats: "Der ePages-Partner BMAG überzeugte Jan Smit nicht nur mit ihrer selbst entwickelten Verbindung..." (danke Wolfram) Vermutlich schaut man viel zu selten auf die eigene Webseite, sonst hätten wir früher gemerkt, dass es freilich "seiner selbst entwickelten Verbindung" heißen muss, weil's ja "der Partner" ist.
  • Hier der Versuch, einen Streit bei einem unserer Partner zu schlichten. Es geht um das Wort "Krümel". Welchen Genus hat es? Heißt es "der Krümel" oder "das Krümel"? Nun ist Krümel kein Kunstwort wie Nutella (Älter als die Frage, ob es wohl der, die oder das Nutella heißt, ist nur die Frage, was zuerst da war - Henne oder Ei;-) Die erste Vermutung ist, Krümel sei die Verkleinerung, Verharmlosung oder Verniedlichung von Krume, das sogenannte Diminutiv (auch Deminutiv oder Diminutivum). Üblich dafür sind die Endungen -lein, -chen und -el. Hier einige Beispiele für Diminutiva (womit wir auch den Plural dieses Fremdwortes erwähnt haben):
    • der Tisch - das Tischlein oder seltener das Tischchen
    • die Pflanze - das Pflänzchen
    • der Junge - das Jungchen oder sogar das Jüngelchen
    • der Schatz - das Schätzchen oder das Schätzlein usw.

Nicht zu jedem Substantiv scheint das Diminutiv passend (Babylein - ein Baby ist eigentlich bereits klein und niedlich, Zwerg - Zwerglein oder auch ein Mäuschen - komischerweise spricht nie jemand von Rättlein oder Rättchen, wir mögen diese Tiere seit der Pest wohl nicht besonders). Einen Super-Diminutiv gibt es folglich nicht. Genauso wenig wie aus einem Riesen ein Rieschen werden sollte! Für andere Substantive ist das Diminutiv irreführend, z.B. bei Made (wäre dann Mädchen?!) oder der Bissen - das Bisschen. Für wieder andere gebrauchen wir ausschließlich die Verkleinerung oder hat schon einmal jemand Quarkkeulen (statt Quarkkeulchen) gegessen? Auch bei Namen muss man aufpassen - zwar sind Hans (Hänschen oder Hänsel), Max (Mäxchen), Maria (Mariechen), Lena (Lenchen) oder Marianne (Mariannchen oder im Süden auch Mariannerl) noch gebräuchlich, für andere Namen verwenden wir einfach ein -i als Suffix (Tim - Timi, Claudia - Claudi, Anton - Toni usw.). Weitere eigentliche Diminutive werden mittlerweile als eigenständige Begriffe gebraucht, der Ursprungsbegriff wird dabei selten(er) benutzt (z.B. Kanin - Kaninchen oder Märe - Märchen). Und zu guter Letzt: Übertrieben erscheinen mir Auswüchse wie "Hallöchen", denn es ist nicht einzusehen, warum ich jemanden verkleinernd oder verniedlichend grüßen sollte.
Aber zurück zum eigentlichen Problem - der oder das Krümel? Aus allen vorgenannten Beispielen geht hervor, dass das Diminutiv sächlich ist. Jedoch - der Duden besagt, dass Krümel einerseits die Verkleinerung von Krume sei, nennt andererseits aber als Artikel "der". Wir können uns daher mehreren Auslegungen denken:
1. Der Duden hat nicht Recht, was den Artikel betrifft - es müsste demnach das Krümel heißen.
2. Der Duden hat nicht Recht, was die Abstammung betrifft - Krümel wäre dann nicht die Verkleinerung von Krume. Was ist eigentlich eine Krume? Laut Duden ein Bröckchen. Eine Verkleinerung wäre somit überhaupt nicht zulässig, weil ein Krümel dann ein kleines Bröckchen sein müsste!
3. Ähnlich Kaninchen ist Krümel inzwischen eigenständig und nicht zwangsläufig eine Verkleinerung. Damit könnte der Genus auch männlich sein.
4. Der Duden hat sowohl hinsichtlich der Abstammung und Verkleinerung als auch bzgl. des Artikels Recht - der Krümel wäre damit eine Ausnahme.
Ich bin eher geneigt, dem Duden keine Fehler zu unterstellen und schwanke zwischen 3. und 4. - eine 100%ige Antwort habe ich allerdings nicht.
Krümel wird übrigens auch als Kosename benutzt - ich nenne meinen großen Sohn (9) so. Er beginnt jedoch langsam, dagegen aufzubegehren, weil er nun schon "groß" sei. Aus seiner Sicht ist Krümel also eine Verkleinerung.
Das Gegenteil von Diminutiv ist übrigens das Augmentativ (die Vergrößerungsform), welche i.d.R. mit der Vorsilbe Un- gebildet wird. Beispiele: ePages 5 enthält noch eine Unmenge Fehler, trotzdem zahlt der Kunde eine Unsumme dafür - da könnte man glatt zum Untier werden.

  • Homonym der Woche: die Iris hat gleich drei Bedeutungen. Iris heißt die griechische Götterbotin, die Regenbogenhaut des Auges und eine Blume (Schwertlilie). Annehmend, dass sich eine Göttin zuweilen an irdischen Dingen erfreuen kann, könnte Iris beim Anblick einer Iris eine glänzende Iris bekommen.