- Die
c't 7/2008 beschäftigt sich mit dem mobilen Internet und beleuchtet dabei die
Bedienung verschiedener Geräte. Es gibt dabei welche mit "Wippe, Trackball
oder Drehrad". Bei einem bloßen Rad hätten wir sicher nicht
vermutet, dass es sich drehen könnte, oder?
- Pleonasmus
("runde Kugel") der Woche: "...welches per Upload hochgeladen
werden soll" (danke Herr Hucke) Sogar der Duden kennt das Wort: der
Upload. Trotzdem hinterliegt dem eine Bedeutung, nämlich die Datenübertragung
zum Server. Wie sonst hätte man eine Datei hochladen können, als mit einem
Upload?
- Die
Chemnitzer Freie Presse vermeldet: "Olympia 20010 ohne
Frauen-Skispringen" Die nächsten Winterspiele finden 2010 in Vancouver
(Kanada) statt. Die FP beweist einen
enormen Weitblick - immerhin würden bis zum Jahr 20010 weitere 4499
Winterspiele stattfinden. Sollte sich die "Einhelligkeit" der
Nationen dieser Erde hinsichtlich der Umweltpolitik weiter auf ähnlichem Niveau
bewegen, wie bisher, so wird weit früher Frauen-Skispringen mangels Schnee
selbst am Nordpol unmöglich sein.
- Kindermund
der Woche: Was ist ein zusammengesetztes Substantiv? Na z.B. Tischbein,
Apfelsaft etc. Darauf mein Sohn Tom (6): "Ich hab auch noch eins -
Popo!"
- Die
TA zum großen Vorsprung Bayern Münchens: "Der FC Bayern stürmt scheinbar
unaufhaltsam dem 21. Gewinn der deutschen Meisterschaft entgegen." Liebe
Bayern-Fans, es tut mir leid, dass die TA offensichtliche Zweifel an der
Unaufhaltsamkeit hegt, denn es sei ja "scheinbar" so und nicht
anscheinend (was in diesem Kontext richtig gewesen wäre). Dabei ist die
bayerische Aufbauhilfe Ost (0:2 in Cottbus) doch vorbei und gegen wen soll man
denn nun noch verlieren?
- Bei
digitalfernsehen.de: "Bis 2011 rechnet die Blu-ray-Gruppe damit, dass zehn
Prozent ihrer Marktanteile auf hochauflösende PC-Spiele entfallen." (danke
Wolfram) Rechner bei der Blue-Ray-Gruppe zu sein, ist ein echter Sch…-Job. Der
Satzbau ist durchaus nicht egal. Denn so, wie der Satz jetzt geschrieben steht,
wissen die das Ergebnis bereits (10%), rechnen aber bis 2011. Besser hätte es
daher geheißen: "Die Blue-Ray-Gruppe rechnet damit, dass bis 2011…"
- Auf
unserer eigenen Webseite im Text Online-Shop des Monats: "Der
ePages-Partner BMAG überzeugte Jan Smit nicht nur mit ihrer selbst
entwickelten Verbindung..." (danke Wolfram) Vermutlich schaut man viel zu
selten auf die eigene Webseite, sonst hätten wir früher gemerkt, dass es
freilich "seiner selbst entwickelten Verbindung" heißen muss,
weil's ja "der Partner" ist.
- Hier
der Versuch, einen Streit bei einem unserer Partner zu schlichten. Es geht um
das Wort "Krümel". Welchen Genus hat es? Heißt es "der
Krümel" oder "das Krümel"? Nun ist Krümel kein Kunstwort wie
Nutella (Älter als die Frage, ob es wohl der, die oder das Nutella heißt, ist
nur die Frage, was zuerst da war - Henne oder Ei;-) Die erste Vermutung ist,
Krümel sei die Verkleinerung, Verharmlosung oder Verniedlichung von Krume, das
sogenannte Diminutiv (auch Deminutiv oder Diminutivum). Üblich dafür sind die
Endungen -lein, -chen und -el. Hier einige Beispiele für Diminutiva (womit wir
auch den Plural dieses Fremdwortes erwähnt haben):
- der
Tisch - das Tischlein oder seltener das Tischchen
- die
Pflanze - das Pflänzchen
- der
Junge - das Jungchen oder sogar das Jüngelchen
- der
Schatz - das Schätzchen oder das Schätzlein usw.
Nicht
zu jedem Substantiv scheint das Diminutiv passend (Babylein - ein Baby ist
eigentlich bereits klein und niedlich, Zwerg - Zwerglein oder auch ein Mäuschen
- komischerweise spricht nie jemand von Rättlein oder Rättchen, wir mögen diese
Tiere seit der Pest wohl nicht besonders). Einen Super-Diminutiv gibt es
folglich nicht. Genauso wenig wie aus einem Riesen ein Rieschen werden sollte!
Für andere Substantive ist das Diminutiv irreführend, z.B. bei Made (wäre dann
Mädchen?!) oder der Bissen - das Bisschen. Für wieder andere gebrauchen wir
ausschließlich die Verkleinerung oder hat schon einmal jemand Quarkkeulen
(statt Quarkkeulchen) gegessen? Auch bei Namen muss man aufpassen - zwar sind
Hans (Hänschen oder Hänsel), Max (Mäxchen), Maria (Mariechen), Lena (Lenchen)
oder Marianne (Mariannchen oder im Süden auch Mariannerl) noch gebräuchlich,
für andere Namen verwenden wir einfach ein -i als Suffix (Tim - Timi, Claudia -
Claudi, Anton - Toni usw.). Weitere eigentliche Diminutive werden mittlerweile
als eigenständige Begriffe gebraucht, der Ursprungsbegriff wird dabei
selten(er) benutzt (z.B. Kanin - Kaninchen oder Märe - Märchen). Und zu guter
Letzt: Übertrieben erscheinen mir Auswüchse wie "Hallöchen", denn es
ist nicht einzusehen, warum ich jemanden verkleinernd oder verniedlichend
grüßen sollte.
Aber zurück zum eigentlichen Problem - der oder das Krümel? Aus allen
vorgenannten Beispielen geht hervor, dass das Diminutiv sächlich ist. Jedoch -
der Duden besagt, dass Krümel einerseits die Verkleinerung von Krume sei, nennt
andererseits aber als Artikel "der". Wir können uns daher mehreren
Auslegungen denken:
1. Der Duden hat nicht Recht, was den Artikel betrifft - es müsste demnach das
Krümel heißen.
2. Der Duden hat nicht Recht, was die Abstammung betrifft - Krümel wäre dann
nicht die Verkleinerung von Krume. Was ist eigentlich eine Krume? Laut Duden
ein Bröckchen. Eine Verkleinerung wäre somit überhaupt nicht zulässig, weil ein
Krümel dann ein kleines Bröckchen sein müsste!
3. Ähnlich Kaninchen ist Krümel inzwischen eigenständig und nicht zwangsläufig
eine Verkleinerung. Damit könnte der Genus auch männlich sein.
4. Der Duden hat sowohl hinsichtlich der Abstammung und Verkleinerung als auch
bzgl. des Artikels Recht - der Krümel wäre damit eine Ausnahme.
Ich bin eher geneigt, dem Duden keine Fehler zu unterstellen und schwanke
zwischen 3. und 4. - eine 100%ige Antwort habe ich allerdings nicht.
Krümel wird übrigens auch als Kosename benutzt - ich nenne meinen großen Sohn
(9) so. Er beginnt jedoch langsam, dagegen aufzubegehren, weil er nun schon
"groß" sei. Aus seiner Sicht ist Krümel also eine Verkleinerung.
Das Gegenteil von Diminutiv ist übrigens das Augmentativ (die
Vergrößerungsform), welche i.d.R. mit der Vorsilbe Un- gebildet wird.
Beispiele: ePages 5 enthält noch eine Unmenge Fehler, trotzdem zahlt der
Kunde eine Unsumme dafür - da könnte man glatt zum Untier werden.
- Homonym
der Woche: die Iris hat gleich drei Bedeutungen. Iris heißt die griechische
Götterbotin, die Regenbogenhaut des Auges und eine Blume (Schwertlilie).
Annehmend, dass sich eine Göttin zuweilen an irdischen Dingen erfreuen kann,
könnte Iris beim Anblick einer Iris eine glänzende Iris bekommen.