Die
TA nach dem Uefa-Cup-Aus Bayern Münchens: "Die 'katastrophale Leistung',
die Ottmar Hitzfeld geschockt hatte und den Trainer ebenso wie Oliver Kahn die finale
Krönung einer von großen Erfolgen…" Dann bleibt jetzt nur noch der
finale Rettungsschuss mit dem Weißbierglas.
Die
Rubrik "Marketing&Verkaufen" der Internet World Business ist
stets ein Quell neuer Wortschöpfungen und Formulierungen. Das verwundert nicht,
soll Marketing doch immer innovativ sein. Die Ausgabe 9/08 zitiert M. Luetgenau
von der Tomorrow Focus AG: "Erfreulich für uns ist das gestiegene
Interesse der Luxusartikler." Immerhin - ein deutsches Wort. Sonst
ist stets nur von "Retailern" die Rede, vermutlich weil
"Versandhändler" zu profan oder gar "Warenhäusler"
klanglich zu nah an "Zuchthäusler"…
Im Text heißt es aber zum Wachstum der Werbebranche: "So zeige die Werbebarometer-Umfrage
unter 1.00 Medien- und Mediaentscheidern, dass…" Ich hoffe
zunächst, dass da einfach nur eine Null fehlt, denn eine Trennung bei lediglich
100 Befragten ist nicht nur unüblich, sondern sogar falsch. Überhaupt schreibt
der Duden bei Zahlen im Text eine Trennung mit einem Leerzeichen vor (1 000
Mitglieder), um eine Verwechslung in anderen Ländern zu umgehen (Deutschland:
1.000; aber UK 1,000). Grundsätzlich frage ich mich jedoch, warum Umfragen hinsichtlich
ihrer Messmethode physikalisch mit dem Druck vergleichbar sind und darum ein
Barometer als Messinstrument benutzt wird? Hier geht es um ein Werbebarometer,
das ZDF-Politbarometer ist ein weiteres Beispiel. Eigentlich wird hier schlicht
gezählt. Aber vermutlich stehen Umfrageorganisationen und die behandelten
Themen ständig unter Druck.
Aber
auch Redakteure des Ressorts Sport stehen den Markting-Strategen in keiner
Weise nach, wie die TA beweist: "…so zog der Referee nachfolgend mit
allerlei kuriosamen und kleinlichen Entscheidungen den Unmut der Fans
auf sich." Nun, der Schreiber zieht sich auch meinen Unmut auf sich, denn
- ohne kleinlich sein zu wollen - "kuriosam" existiert nicht. Es kann
wohl etwas kurios oder eben ein Kuriosum sein, aber alles darüber hinaus müssen
wir burschikosam und furiosam zurückweisen!
Denglisch
der Woche: "Credit Plus war im ersten Quartal 2008 der Big Spender
in Sachen Onlinewerbung." (ebenfalls IWB 9/08)
Ein
Mitglied des BVDW erläutert die Entscheidung, aus der Messe OMD auszusteigen:
"In einem intern sehr transparenten Verfahren…" Als Adjektiv
benutzt (wie hier geschehen), bedeutet transparent durchscheinend. Nun mag der
Blick manchmal etwas getrübt sein - dann ist es weniger durchscheinend. Nicht
so beim BVDW - alles sehr durchscheinend, allerdings nur intern. Die Aussage
lässt die Vermutung aufkommen, dass es beim BVDW auch manchmal Verfahren gibt,
die noch nicht einmal intern zu durchschauen sind.
Dafür
fand ich einen anderen Leckerbissen auf den Seiten des BVDW - es gibt im
Vorstand sog. "geborene Mitglieder (http://www.bvdw.org/ueber-den-bvdw/gesamtvorstand.html).
Tatsächlich! Bedeuten soll dies (lt. BVDW), dass diese Mitglieder durch Fachgruppen
gewählt wurden (im Gegensatz zu den seitens des Präsidiums ernannten
Mitgliedern). Für diese Wortfindung wurde seinerzeit bestimmt ein Ausschuss
einberufen, welcher selbigen produzierte. Vermutlich hat man als
"geborenes BVDW-Vorstandsmitglied" große Schwierigkeiten, welches
Datum man als Geburtsdatum eintragen soll.
Im Analogieschluss haben wir geborene Landtagsabgeordnete, einen geborenen
Bundespräsidenten usw. Die nächste Bundestagsgeburt findet höchstwahrscheinlich
im Herbst 2009 statt, die Zeugung - welche biologisch der Geburt vorausgehen
muss - erfolgt daher ca. im Dezember dieses Jahres. Es wird
Geburtsvorbereitungskurse (früher Wahlkampf genannt) geben, mit leuchtenden
Augen und blumigen Worten wird uns die glorreiche Zeit nach der Geburt beschrieben.
Der BVDW benutzt den Begriff des geborenen Mitglieds genau falsch herum, denn
in einem ansonsten gewählten Gremium ist ein geborenes Mitglied jemand,
der z.B. aufgrund seiner Funktion Mitglied ist.
Auf
mdr-Info zum (nicht ganz unfreiwilligen) Verzicht des Kandidaten für den Posten
des Thüringer Kultusministers: "Bei tiefergründiger Analyse war er
nicht ministabel." (danke Peter) Alles klar? Für diejenigen, die
"ministabel" noch nie hörten - keine Angst, das Wort gibt's nicht. Es
muss eigentlich ministerierbar heißen;-) Tiefgründig kann eigentlich auch nicht
gesteigert werden, man dringt zum Wesen einer Sache vor (anders als
"hochwertig" und "höherwertig").
Plural
der Woche (aus der TA): "Schicksäle". Im vorigen Jahr gab's mal
"Lexikons". Mein Vorschlag: Die Mehrzahl bei Fremdworten umgehen,
also Aquarium --> Fischgläser, Globus --> Weltkugeln. Aber vielleicht tun
wir der TA ja auch unrecht und es waren mehrere große Räume (Saal --> Säle)
gemeint, welche sehr hübsch (schick) aussehen;-)
Die
Saale-Weinmeile schreibt: "Am Pfingstsamstag und -sonntag präsentieren
täglich ab 9 Uhr die Winzer und Anwohner zwischen Bad Kösen und Roßbach
unterhalb der Weinberge ein stielvolles Fest Rund um den eigenen
Wein." (danke Markus) Somit ist nicht zu empfehlen, diese Veranstaltung zu
besuchen, denn es wird nur der Stiel der Weingläser voll sein.
Aus
einer Ausschreibung: "Authentisierung" - das ist die
Kombination aus Autorisierung und Authentifizierung;-)
Homonym
der Woche: der Kauri. Ein Muschelgeld in Asien und Afrika sowie ein Baum in
Neuseeland. Insbesondere die Nordinsel Neuseelands war vor seiner Besiedelung
durch die Maoris mit diesen Bäumen überzogen. Heute gibt es nur noch ein
kleines Naturschutzgebiet, in welchem aber der 2 000 Jahre alte "Tane
Mahuta" (Gott des Waldes) steht (über 50m hoch, Umfang ca. 14m). Es gibt
noch einige weitere gewaltige Exemplare (eines auf dem Bild anbei). Alle stehen
unter strengem Naturschutz und deshalb kann man auch keinen Kauri mit Kauri bezahlen.