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18/2008

  • Die TA nach dem Uefa-Cup-Aus Bayern Münchens: "Die 'katastrophale Leistung', die Ottmar Hitzfeld geschockt hatte und den Trainer ebenso wie Oliver Kahn die finale Krönung einer von großen Erfolgen…" Dann bleibt jetzt nur noch der finale Rettungsschuss mit dem Weißbierglas.
  • Die Rubrik "Marketing&Verkaufen" der Internet World Business ist stets ein Quell neuer Wortschöpfungen und Formulierungen. Das verwundert nicht, soll Marketing doch immer innovativ sein. Die Ausgabe 9/08 zitiert M. Luetgenau von der Tomorrow Focus AG: "Erfreulich für uns ist das gestiegene Interesse der Luxusartikler." Immerhin - ein deutsches Wort. Sonst ist stets nur von "Retailern" die Rede, vermutlich weil "Versandhändler" zu profan oder gar "Warenhäusler" klanglich zu nah an "Zuchthäusler"…
    Im Text heißt es aber zum Wachstum der Werbebranche: "So zeige die Werbebarometer-Umfrage unter 1.00 Medien- und Mediaentscheidern, dass…" Ich hoffe zunächst, dass da einfach nur eine Null fehlt, denn eine Trennung bei lediglich 100 Befragten ist nicht nur unüblich, sondern sogar falsch. Überhaupt schreibt der Duden bei Zahlen im Text eine Trennung mit einem Leerzeichen vor (1 000 Mitglieder), um eine Verwechslung in anderen Ländern zu umgehen (Deutschland: 1.000; aber UK 1,000). Grundsätzlich frage ich mich jedoch, warum Umfragen hinsichtlich ihrer Messmethode physikalisch mit dem Druck vergleichbar sind und darum ein Barometer als Messinstrument benutzt wird? Hier geht es um ein Werbebarometer, das ZDF-Politbarometer ist ein weiteres Beispiel. Eigentlich wird hier schlicht gezählt. Aber vermutlich stehen Umfrageorganisationen und die behandelten Themen ständig unter Druck.
  • Aber auch Redakteure des Ressorts Sport stehen den Markting-Strategen in keiner Weise nach, wie die TA beweist: "…so zog der Referee nachfolgend mit allerlei kuriosamen und kleinlichen Entscheidungen den Unmut der Fans auf sich." Nun, der Schreiber zieht sich auch meinen Unmut auf sich, denn - ohne kleinlich sein zu wollen - "kuriosam" existiert nicht. Es kann wohl etwas kurios oder eben ein Kuriosum sein, aber alles darüber hinaus müssen wir burschikosam und furiosam zurückweisen!
  • Denglisch der Woche: "Credit Plus war im ersten Quartal 2008 der Big Spender in Sachen Onlinewerbung." (ebenfalls IWB 9/08)
  • Ein Mitglied des BVDW erläutert die Entscheidung, aus der Messe OMD auszusteigen: "In einem intern sehr transparenten Verfahren…" Als Adjektiv benutzt (wie hier geschehen), bedeutet transparent durchscheinend. Nun mag der Blick manchmal etwas getrübt sein - dann ist es weniger durchscheinend. Nicht so beim BVDW - alles sehr durchscheinend, allerdings nur intern. Die Aussage lässt die Vermutung aufkommen, dass es beim BVDW auch manchmal Verfahren gibt, die noch nicht einmal intern zu durchschauen sind.
  • Dafür fand ich einen anderen Leckerbissen auf den Seiten des BVDW - es gibt im Vorstand sog. "geborene Mitglieder (http://www.bvdw.org/ueber-den-bvdw/gesamtvorstand.html). Tatsächlich! Bedeuten soll dies (lt. BVDW), dass diese Mitglieder durch Fachgruppen gewählt wurden (im Gegensatz zu den seitens des Präsidiums ernannten Mitgliedern). Für diese Wortfindung wurde seinerzeit bestimmt ein Ausschuss einberufen, welcher selbigen produzierte. Vermutlich hat man als "geborenes BVDW-Vorstandsmitglied" große Schwierigkeiten, welches Datum man als Geburtsdatum eintragen soll.
    Im Analogieschluss haben wir geborene Landtagsabgeordnete, einen geborenen Bundespräsidenten usw. Die nächste Bundestagsgeburt findet höchstwahrscheinlich im Herbst 2009 statt, die Zeugung - welche biologisch der Geburt vorausgehen muss - erfolgt daher ca. im Dezember dieses Jahres. Es wird Geburtsvorbereitungskurse (früher Wahlkampf genannt) geben, mit leuchtenden Augen und blumigen Worten wird uns die glorreiche Zeit nach der Geburt beschrieben. Der BVDW benutzt den Begriff des geborenen Mitglieds genau falsch herum, denn in einem ansonsten gewählten Gremium ist ein geborenes Mitglied jemand, der z.B. aufgrund seiner Funktion Mitglied ist.
  • Auf mdr-Info zum (nicht ganz unfreiwilligen) Verzicht des Kandidaten für den Posten des Thüringer Kultusministers: "Bei tiefergründiger Analyse war er nicht ministabel." (danke Peter) Alles klar? Für diejenigen, die "ministabel" noch nie hörten - keine Angst, das Wort gibt's nicht. Es muss eigentlich ministerierbar heißen;-) Tiefgründig kann eigentlich auch nicht gesteigert werden, man dringt zum Wesen einer Sache vor (anders als "hochwertig" und "höherwertig").
  • Plural der Woche (aus der TA): "Schicksäle". Im vorigen Jahr gab's mal "Lexikons". Mein Vorschlag: Die Mehrzahl bei Fremdworten umgehen, also Aquarium --> Fischgläser, Globus --> Weltkugeln. Aber vielleicht tun wir der TA ja auch unrecht und es waren mehrere große Räume (Saal --> Säle) gemeint, welche sehr hübsch (schick) aussehen;-)
  • Die Saale-Weinmeile schreibt: "Am Pfingstsamstag und -sonntag präsentieren täglich ab 9 Uhr die Winzer und Anwohner zwischen Bad Kösen und Roßbach unterhalb der Weinberge ein stielvolles Fest Rund um den eigenen Wein." (danke Markus) Somit ist nicht zu empfehlen, diese Veranstaltung zu besuchen, denn es wird nur der Stiel der Weingläser voll sein.
  • Aus einer Ausschreibung: "Authentisierung" - das ist die Kombination aus Autorisierung und Authentifizierung;-)
  • Homonym der Woche: der Kauri. Ein Muschelgeld in Asien und Afrika sowie ein Baum in Neuseeland. Insbesondere die Nordinsel Neuseelands war vor seiner Besiedelung durch die Maoris mit diesen Bäumen überzogen. Heute gibt es nur noch ein kleines Naturschutzgebiet, in welchem aber der 2 000 Jahre alte "Tane Mahuta" (Gott des Waldes) steht (über 50m hoch, Umfang ca. 14m). Es gibt noch einige weitere gewaltige Exemplare (eines auf dem Bild anbei). Alle stehen unter strengem Naturschutz und deshalb kann man auch keinen Kauri mit Kauri bezahlen.
    Kauri.JPG