Veröffentlicht am von

37/2009

  • Die Fa. eKomi ist ein Dienstleister für Shop-Bewertungen. Wenn man eine Bewertung abgegeben hat, steht u.U. dieser Text in der E-Mail-Antwort: „Da Sie mit der Abwicklung des Betreibers scheinbar nicht zufrieden sind, werden wir diesen Betreiber unter genauere Beobachtung stellen.“ Womit wir wieder beim alten Problem des Unterschieds zwischen scheinbar und anscheinend sind. Aber ich gebe nicht auf, für die richtige Verwendung zu kämpfen;-)
  • Wie kommt man zum JenTower? Unter http://www.jentower.de findet man zu diesem Thema in der Navigation die schöne Bezeichnung „Anfahrbarkeit“ (danke Benjamin). Gar grausig und barbarisch.
  • Kindermund der Woche: Auf die Frage, was denn Tau sei antwortet Tim (11): „Da hat sich Wasserdampf konzentriert … nein … konserviert.“
  • Die Erklärungen von Fußballern und Trainern nach dem Spiel sind stets ein Genuss. Der Erfurter Torwart nach einem 0:0: „Wir waren fußballerisch klar überlegen, in der Offensive hatten wir jedoch leider zu wenig Durchschlagskraft.“ Soweit ich weiß, gehört das Erzielen von Toren schon zu den wesentlichen Dingen im Fußball. Von klarer fußballerischer Überlegenheit kann also kaum die Rede sein, oder? Vielleicht lag es ja auch daran: „Der Trainer rotiert viel.“ sagte ein anderer Spieler nach der Partie. Das kennt man ja aus dem Fernsehen, dass sich Verantwortliche am Rande des Spielfeldes, pädagogisch wirksam, wie Rumpelstilzchen aufführen, aber was nützt es? Ein rotierender Trainer hat eben noch kein Tor geschossen;-)
  • Bei Amazon wird eine Uhr angeboten, welche ein Attribut namens „Wasserdichtigkeitsprüfung“ hat (danke Tobi). Dichtigkeit? Tatsächlich kennt der Duden dieses Wort und auch Google zeigt eine große Zahl an Treffern an. Bei genauerem Hinsehen erkennt man allerdings, dass meist „Dichtigkeit“ synonym mit „Dichtheit“ verwendet wird. Die meisten gekauften Anzeigen bei Google (AdWords) zeigen dann auch folgerichtig gleich den kürzeren Begriff. Fazit also: Beide Begriffe sind richtig, aber ich finde „Dichtheit“ schon der Kürze wegen schöner. Denn wie heißt es so schön: Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht;-)
    Es gibt übrigens noch weitere Beispiele, z.B. Motivierung / Motivation.
  • Die TA zur Begrenzung der Managergehälter bei BMW: „Männer dürfen maximal das 25-Fache normaler Beschäftigter verdienen“. Aha, Männer. Und Frauen? Und überhaupt: Sind Männer keine „normalen Beschäftigten“?
  • Anwaltsdeutsch: „Die Abgrenzungen sind u.U. nicht ganz trennscharf.“ Schön gesagt, nicht wahr?
  • Fränkisch der Woche: Eine sprachliche Besonderheit fiel mir in dieser Woche auf: Der Plural von „Dienstwagen“ ist im Fränkischen nicht „Dienstwagen“, sondern „Dienstwägen“.
  • Urlaubsanzeige: „Während einer Stadtrundfahrt per Pedes…“ – „per pedes“ ist die lateinische Redewendung für „zu Fuß gehen“ und passt daher freilich nicht zu einer Stadtrundfahrt.
  • Werbung im Zug (danke Wolfram): „Im Bordrestaurant servieren wir Ihnen 2009 Bio-Gerichte nach Rezepten von Spitzenköchen“. Die Dicke der Speisekarte erreicht damit Telefonbuchstärke;-)
  • Daniel machte den Vorschlag, eine Rubrik „Euphemismus der Woche“ einzurichten. Ein Euphemismus ist ein Hüllwort oder auch Beschönigung, d.h. bestimmte Sachverhalte wird verschleiert dargestellt, wobei ein gewisser Sarkasmus nicht ausgeschlossen ist. Erstes Beispiel Daniels ist „Steuergeschenk“. Bekommen wir hier tatsächlich etwas geschenkt? Nein, der Staat knöpft uns weniger ab und der treffende Vergleich ist: „Oma, dein diesjähriges Geburtstagsgeschenk ist, dass ich zur Feier weniger Kuchen esse als letztes Jahr.“ Da wird sich die Oma aber freuen!
  • Denglisch der Woche: „Das Line Item muss die richtige Steuerklasse wissen.“ (danke Uwe). Wer weiß schon, was wissende Line Items sind…
  • Kommentar in einem Forum: „Widerwertig“. Also zwar gibt’s „wertig“ und „Wertigkeit“, aber „widerwertig“ nicht – höchstens könnte etwas „wieder wertig sein“. „Widerwärtig“ hingegen kommt aus dem Althochdeutschen (widarwartig) und bedeutet entgegengesetzt, feindlich, abstoßend, unangenehm.
  • Kuriose Silbentrennung:
    • Herzog-seiche (danke Daniel) – die Seiche steht einerseits für stehende Wellen des Wassers, aber eben auch umgangssprachlich für Urin – ein Glück, dass wir nur noch wenige Adlige in Deutschland haben.
    • Tang-ente – mit Algen gefüttertes Federvieh.
    • Urin-stinkt – gleiches Prinzip wie bei alten Weinen…
  • Homonym der Woche: der Anhalter. Es kann sich hierbei um einen Bewohner Anhalts, einen Tramper oder eine Apfelsorte handeln. Ein Anhalter kann also als Anhalter einen Anhalter essen.