Deutschthemen zum Freitag - Das Blog


Ja, Sie lesen richtig: das Blog. Da es sich um das Internet-Tagebuch handelt, ist Blog von sächlichem Genus. Aber das nur als Erklärung für die Überschrift.

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Gern dürfen die Beiträge zitiert werden - über eine entsprechende Quellenangabe mit Link freue ich mich.

Die bisherigen Ausgaben stehen jeweils als zusammengefasster Beitrag zur Verfügung. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen.

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38/2013: Errungene Niederlagen

Nachdem ich in der letzten Woche etwas einseitig war, was die deutsche Parteienlandschaft betrifft, soll’s nach der Bundestagswahl breiter ausfallen. Kommentare und Analysen nach einer solchen Wahl sind ja ähnlich erquicklich wie Aussagen nach Fußballspielen.

  • Zunächst die Kanzlerin, wie immer vollkommen allgemeinkonkret: „Ich kann nicht dafür, dass es so war, wie es jetzt ist.“ Ich auch nicht!
  • Daniel Bahr von der FDP: „Das ist ganz klar eine Niederlage, die wir hier errungen haben.“ Um der ganzen Sache noch irgendetwas Positives abzugewinnen, werden in der FDP jetzt Niederlagen errungen!
  • In der SPD sprach man während des Abends von einem „engen Kopf-an-Kopf-Rennen“. Aber, außer wenn man einen sehr, sehr großen Kopf hat: ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist immer eng, oder?
  • Einen neuen Diminutiv (Verkleinerungsform) erfand Günther Jauch am Wahlabend: „Wird ein Piccolöchen aufgemacht?“ Der passt dann in ein Schnapsglas.
  • Bei der Beschreibung von Problemen im Projektmanagement stand: „Prioritäten unklar (alles hat Prio #1)“. Gleichwohl es freilich unsinnig erscheint, wenn alles gleichermaßen höchste Priorität hat – unklar sind die Prioritäten deshalb nicht. Nur unrealistisch.
  • Spiegel.de (danke Daniel). Weil Touchscreens (im Anglizismen-Index des VDS übrigens als Berührungsbildschirm oder Tippschirm bezeichnet) immer beliebter werden: „Klicken Sie auf die Bilder oder wischen Sie sich durch die Texte.“ Und wenn der Tatschscrien nicht funktioniert, dann ist Wischen impossible!
  • Denglisch der Woche I (danke Anja) bei Tchibo: „Der Herbst wir very fashionable“. Bin gespannt, wie der Winter wird. Very cold, vielleicht, maybe.
  • Denglisch der Woche II (danke Micha):
    Finest Fischbrötchen
    Fein, feiner, finest.
  • Denglisch der Woche III (danke Micha):
    Mitnehmen
    So weit ist es nun schon gekommen – der deutsche Begriff muss zur Sicherheit auf Englisch erklärt werden.
  • Kommentar beim Fußball: „Das liegt an der Älte des Stadions.“ Ja, mit mehr Jünge wäre es besser.
  • Halteverbot wegen eines Motorsportwettbewerbes (danke Herr Jarmuschek):
    Rallye
    Ey, ey, ey …
  • Wie nennt man ein Wasserfahrzeug, das mit Steinfrüchten beladen ist (danke Ivonne)?
    Kirschenschiff
  • Ivonne:
    Fahrat
    Darüber muss ich erst einmal nachdenken – wer mein „Wunschnachbar“ ist. Und woher die Post das weiß. Im obigen Beispiel wohnt der Wunschnachbar „Eenstock“ hoch, gleich „Bei Die Fahrat“.
  • Homonym der Woche: der Schritt (danke Klaus). Mindestens einen muss man machen, beim Gehen. Eine Maßeinheit war’s früher (aber in jedem Land unterschiedlich lang). Beim Militär und bei Pferden bezeichnet man mit Schritt eine Gangart. Bei einer sequenziellen Tätigkeit ist der Schritt ein Teil, eine Phase. In der Musik wird der Schritt beim Intervall benutzt, der Schneider kennt ihn als Teil der Hose und erinnert man sich an Michael Jackson – der fasste sich gern öffentlich in seinen Schritt. Vielleicht konnte er deshalb so hoch singen;-)

 

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49/2012: Der oder das Gott?

Eigentlich hatte ich ja „versprochen“, dass es vor Weihnachten die letzten Deutschthemen des Jahres 2012 waren, aber es hat sich schon wieder so viel angesammelt …

  • Familienministerin Schröder (CDU) äußerte in einem Interview, dass es statt „der liebe Gott“ auch „das liebe Gott“ heißen könne. „Der Artikel habe nichts zu sagen“, meinte sie. Das hat ihr nicht nur in den Union-Reihen herbe Kritik eingebracht. Gott sei männlich, so der eindeutige Tenor! Im monotheistischen Christentum gibt es nur den einen Gott. Im Gegensatz zu den alten Griechen und Römern zum Beispiel, die ja auch jede Menge weiblicher Götter kannten. An der Männlichkeit des Christengottes wird aber nicht gerüttelt. Vielleicht, weil nur ein Mann auf die Idee kommen könnte, Abraham auf die Probe zu stellen, seinen Sohn Isaak zu töten (zu opfern, AT). Der hätte das wohl auch getan, aber im letzten Augenblick überlegte es Gott sich anders. Würde eine Frau, eine Mutter gar, so etwas machen? Oder ein „Es“ als Gott?
    Oder die Anweisung Gottes an Abraham, mit seinem Volk ins gelobte Land (Kanaan) zu ziehen. Dass es, dort angekommen, zu Plünderung, Mord und Vertreibung der dort ansässigen Völker, mithin zu einer ethnischen Säuberung kam, wird meist im Konfirmandenunterricht verschwiegen.
    Komischerweise steht bei „der liebe Gott“ nicht zur Debatte, ob er eigentlich „lieb“ ist. Für den alttestamentarischen Jahwe (hebräisch: JHWH) würde jeder Atheist sicher verneinen.
  • Juristendeutsch (danke Klaus). Wer weiß schon, wie lange man hier noch fahren darf?
    Servitut.jpg
    Servitut bedeutet in der Rechtssprache Dienstbarkeit (von lat. servitus = Verbindlichkeit). Aber wie lange dieses dem Haus noch anhängt …
  • Im Kundengespräch: „Ich muss gucken, wie weit ich runterbrechen muss.“ Wie weit nach unten, ist eigentlich egal. Hauptsache weit genug weg von den Fußspitzen!
  • Neue Produkte (danke Sandra):
    Maultasche.jpg
    In Baden-Württemberg können sie nicht nur kein Hochdeutsch, es gibt auch traditionelle Produkte moderner Prägung.
  • Kindermund der Woche I. Emma (5) mit einer philosophischen Zahlentheorie: „4 ist wie 5, nur weniger.“
  • Kindermund der Woche II. Marcus (3) bei der Kurzfilmauswahl: „Ich möchte was Neues, was ich schon kenne.“
  • In der Dresdner Heide wird die Verkleinerungsform (der sog. Diminutiv) nicht immer beherrscht:
    Haeupchen.jpg
    Die Haube – das Häupchen. Eigentlich untypisch für Sachsen, harte Konsonanten zu verwenden.
  • Eine Handlungsanweisung für ein Gewinnspiel. Aber was wird man tun?
    Einloesen.jpg
    Einlösen oder gewinnen – wofür entscheidet man sich?
  • Farbenfroh, aber was steckt dahinter (danke Klaus)?
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    Tatsächlich ist es kein zweifelhaftes Etablissement im Rotlichtviertel, sondern Bekleidungskaufhaus in Obertauern.
  • Amtsdeutsch in Süddeutschland und Österreich (danke Klaus):
    Postentgelt.jpg
    Einheben steht offiziell im Duden für: erheben, kassieren. Darauf können wir einen heben;-)
  • Homonym der Woche: die Legende. Eine Legende kennt man von Karten und technischen Zeichnungen zur Erklärung von Symbolen. Eine Legende kann auch eine Persönlichkeit sein, die zu gewisser Berühmtheit gelangt ist (das kann auch bei einem Produkt der Fall sein). Eine Legende ist auch die Erzählung über Begebenheiten, die Umschrift auf dem Rand einer Münze oder, beim Geheimdienst, eine falsche Identität.
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28/2010: Sommer im Winter und Fußball

  • Fußballkommentar bei mdr-Info: „Ein herrlicher Sommerabend hier im südafrikanischen Winter.“
  • Kindermund der Woche I von Tim (11): „Nein, Papa – das kann man nicht verschnellern.“ Entlangsamen ging auch nicht;-)
  • Kindermund der Woche II: In einem Bilderbuch: „Oh – da sind zwei Autos zusammengestoßen.“ Emma (2): „Ja, das ist ein Durchfall.“
  • Dass auch sportliche Aktivitäten die Maßeinheit Stück erhalten können, beweist dieser Asia-Shop in Jena (danke Anja):
    StckJogging.jpg
  • K. Müller-Hohenstein: „Spielt der Ball bei einem solchen Tor eine Rolle?“ O. Kahn: „Ja, der Ball spielt immer eine Rolle, weil er da ist.“ Ich glaube, diese Erkenntnis ist nach „Der Ball ist rund.“ eine der größten Fußballweisheiten!
  • Man glaubt nicht, von welchen Begriffen es Verkleinerungsformen (den sog. Diminutiv) gibt. Die Opposition bezeichnete die Vorschläge des Gesundheitsministers als „Reförmchen“.
  • Manche Spam-E-Mails sind einfach zu schön: „Sicher Online Uhren Kaufen, Gut Und Billig. Brand kosten zu viel. Sie koennen eine Brandkopie von Armbanduhren zu einem Superpreis kaufen. Wir bieten haben Kopien an, aber niemand wird verstehen, dass es nicht ein Brand ist.“ Hey – eine „Originalkopie“. Da muss man zuschlagen!
  • Probleme mit englischen Begriffen ausgerechnet bei heise.de: „Gerüchte über die Jobkürzungen kursierten nach Informationen der Newssite Techflasch aus Seattle bereits seit einigen Tagen auf dem Microsoft-Campus in Redmond.“ Wir wollen doch hoffen, dass es sich nicht um technische Flaschen handelt.
  • Denglisch und andere Verfehlungen in dieser E-Mail (danke Herr Perthel): „Wenn das wieder Erwarten auch nicht hilft, muss bitet der CheckIntegrity Scheduler manuelle disabled werden, bevor Sie den Patchprozess starten.“ Wieder und wieder erwarten unsere Kunden schnelle Antworten – wider Erwarten gelingt das immer öfter;-)
  • Homonym der Woche: die Magnesia. Die Magnesia ist eine Landschaft und Stadt in Thessalien (Griechenland), aber auch der Name für mehrere chemische Verbindungen: Magnesiumoxid, Magnesiumcarbonat und Mangandioxid. Insbesondere als Magnesiumoxid ist die Magnesia aus dem Sport bekannt – Turner, Gewichtheber, Kugelstoßer und Kletterer verwenden es, um Handschweiß zu trocknen und damit die Griffigkeit der Hände zu gewährleisten. Ob es Magnesia in Magnesia gibt? Bestimmt, denn Griechenland hat traditionell viele Gewichtheber.


Deutschthemen zum Freitag machen jetzt drei Wochen Urlaubspause. Wahrscheinlich gibt’s danach überdurchschnittlich viel Kindermund.

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7/2010

  • Eine Frage in der c’t 4/2010: „Ich benutze die ‚Kurznotitzen‘ von Windows 7…“ Die Notiz kommt aus dem Lateinischen (notitia). Wie weitere Wörter, z.B. Novize (lat.), Mestize (span.) und Matrize (franz.) mit fremdsprachiger Abstammung nur mit einem schlichten „z“. Also aufpassen, sonst ist man nur zweiter Sieger und somit Vize, aber nicht Vitze!
  • Thema der Woche (dank Andrej): Verkleinerungen. In einer früheren Ausgabe hatte ich bereits erklärt, dass z.B. Märchen von Mär kommt. Die konkrete Frage jetzt: Mädchen? Tatsächlich ist das die Verkleinerung für Maid oder Magd. Es klappt also in diesem Fall nicht mit Mädchen ? Mad. Auch muss man vorsichtig sein, denn eine weitere Verkleinerung mit „leichtes Mädchen“ könnte gar nicht gut ankommen;-)
    Und wie ist es mit „ein bisschen“ (neue Rechtschreibung, ohne ß)? Als Synonym für „ein wenig“ oder „etwas“ ist es eigentlich ein kleiner Biss(en). „Ein bisschen“ ist ein sog. Indefinitpronomen. Diese werden häufig als Adjektiv gebraucht – immerhin wurde damit schon ein deutscher Grand Prix-Sieg errungen: „Ein bisschen Frieden“ (damals noch: „Ein bißchen Frieden“). Grammatikalisch ist die Verkleinerung/Verniedlichung der Diminutiv. Eine Eigenart dabei: Substantive sind im Diminutiv immer von sächlichem Genus, auch wenn der Ursprung männlich oder weiblich ist (z.B. der Mann, das Männchen). Aber, keine Regel ohne vermeintliche Ausnahme: der oder das Krümel? Mehr dazu in diesem Beitrag.
    Wie aber ist es mit Plätzchen? Wenn man es gemütlich haben will, sucht man sich i.d.R. ein warmes Plätzchen. Die Verkleinerung macht die Sache erst kuschlig. Aber die Plätzchen, die es als Gebäck zu Weihnachten gibt? Tatsächlich kommen auch die von Platz oder Plätz – der Bezeichnung für einen flach geformten Kuchen.
  • Der mdr-Videotext mit folgenden Absonderlichkeiten (danke Wolfram):
    • Derby-Sieg einmal anders: „Der FC Carl Zeiss Jena hat durch ein spätes Tor von Hähnge das Derby gegen den FC Erzgebirge Aue mit 1:0 besiegt.“
    • „Die baden-württembergische Unweltministerin Gönner…“ – natürlich CDU;-)
    • Übertreibung der Woche: „Die Kommunen erwarten in diesem Jahr ein Rekorddefizit von 10 Milliarden Milliarden Euro.“ Das sind immerhin 10 hoch 18 €!
  • Hinweis im Katalog: „Bitte vor dem ersten Tragen gründlich waschen.“ Verzweifelt suchte ich an der Waschmaschine das „Gründlichwasch-Programm“ – leider vergeblich. Das erinnert mich an ein kleines Hinweisschild eines älteren Ehepaares im Haus meiner Kindheit: „Bitte laut klingeln!“ stand da. Täglich ging ich achtlos daran vorbei, bis meine Mutti mich eines Tages zu diesen Leuten schickte. Grübelnd stand ich vor dem Klingelknopf…
  • Letztens beim Bäcker. Auf einem Werbeschild steht:
    ANGEBOT DER WOCHE:
    MAUS
    BROT
    Die Verkäuferin war sehr erstaunt, als ich das Brot nicht bezahlen wollte. (War aber auch gemein von mir, das Ganze als Imperativ aufzufassen;-)
  • Wieder einmal Schlecker mit tollen Produktangeboten: „Voll flexible Silikontastur“.
  • Denglisch der Woche I (danke Butsch): „Service Lifecycle Management und Utility Right Sourcing, damit Ihre IT performt.“ Anteil der deutschen Wörter: 27%.
  • Denglisch der Woche II: „…die Anzahl der eingebundelten Transaktionen auf 100 beschränkt.“
  • Tippfehler der Woche aus der TA: „Er hatte jahrelang gegen Schmiedgeldzahlungen Veranstaltungen im Fernsehen platziert.“ Die Schmiede mussten bluten…
  • Dass selbst Erfurter Lokalpolitiker zu richtigem Politikerdeutsch fähig sind, beweist dieser Satz des Beigeordneten für Bau und Verkehr: „Ein wesentlicher Konsens wurde erzielt, indem Einigkeit darüber bestand…“ Ganz klar: Es geht um die Rolle der Bedeutung!
  • Kuriose Silbentrennung:
    • Prost-ata – Anstoßen mit einem Scheuermittel
    • Saug-ute – Anweisung zum Saubermachen
    • Schiff-stuten – Bootspferde?
  • Homonym der Woche: der Morgen. Der Morgen ist freilich eine Tageszeit, aber auch ein früheres Feldmaß (ursprünglich war das die Fläche, die ein Bauer mit einem einscharigen Ochsen- oder Pferdepflug an einem Vormittag pflügen konnte).
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12/2008

  • Die c't 7/2008 beschäftigt sich mit dem mobilen Internet und beleuchtet dabei die Bedienung verschiedener Geräte. Es gibt dabei welche mit "Wippe, Trackball oder Drehrad". Bei einem bloßen Rad hätten wir sicher nicht vermutet, dass es sich drehen könnte, oder?
  • Pleonasmus ("runde Kugel") der Woche: "...welches per Upload hochgeladen werden soll" (danke Herr Hucke) Sogar der Duden kennt das Wort: der Upload. Trotzdem hinterliegt dem eine Bedeutung, nämlich die Datenübertragung zum Server. Wie sonst hätte man eine Datei hochladen können, als mit einem Upload?
  • Die Chemnitzer Freie Presse vermeldet: "Olympia 20010 ohne Frauen-Skispringen" Die nächsten Winterspiele finden 2010 in Vancouver (Kanada) statt. Die FP beweist einen  enormen Weitblick - immerhin würden bis zum Jahr 20010 weitere 4499 Winterspiele stattfinden. Sollte sich die "Einhelligkeit" der Nationen dieser Erde hinsichtlich der Umweltpolitik weiter auf ähnlichem Niveau bewegen, wie bisher, so wird weit früher Frauen-Skispringen mangels Schnee selbst am Nordpol unmöglich sein.
  • Kindermund der Woche: Was ist ein zusammengesetztes Substantiv? Na z.B. Tischbein, Apfelsaft etc. Darauf mein Sohn Tom (6): "Ich hab auch noch eins - Popo!"
  • Die TA zum großen Vorsprung Bayern Münchens: "Der FC Bayern stürmt scheinbar unaufhaltsam dem 21. Gewinn der deutschen Meisterschaft entgegen." Liebe Bayern-Fans, es tut mir leid, dass die TA offensichtliche Zweifel an der Unaufhaltsamkeit hegt, denn es sei ja "scheinbar" so und nicht anscheinend (was in diesem Kontext richtig gewesen wäre). Dabei ist die bayerische Aufbauhilfe Ost (0:2 in Cottbus) doch vorbei und gegen wen soll man denn nun noch verlieren?
  • Bei digitalfernsehen.de: "Bis 2011 rechnet die Blu-ray-Gruppe damit, dass zehn Prozent ihrer Marktanteile auf hochauflösende PC-Spiele entfallen." (danke Wolfram) Rechner bei der Blue-Ray-Gruppe zu sein, ist ein echter Sch…-Job. Der Satzbau ist durchaus nicht egal. Denn so, wie der Satz jetzt geschrieben steht, wissen die das Ergebnis bereits (10%), rechnen aber bis 2011. Besser hätte es daher geheißen: "Die Blue-Ray-Gruppe rechnet damit, dass bis 2011…"
  • Auf unserer eigenen Webseite im Text Online-Shop des Monats: "Der ePages-Partner BMAG überzeugte Jan Smit nicht nur mit ihrer selbst entwickelten Verbindung..." (danke Wolfram) Vermutlich schaut man viel zu selten auf die eigene Webseite, sonst hätten wir früher gemerkt, dass es freilich "seiner selbst entwickelten Verbindung" heißen muss, weil's ja "der Partner" ist.
  • Hier der Versuch, einen Streit bei einem unserer Partner zu schlichten. Es geht um das Wort "Krümel". Welchen Genus hat es? Heißt es "der Krümel" oder "das Krümel"? Nun ist Krümel kein Kunstwort wie Nutella (Älter als die Frage, ob es wohl der, die oder das Nutella heißt, ist nur die Frage, was zuerst da war - Henne oder Ei;-) Die erste Vermutung ist, Krümel sei die Verkleinerung, Verharmlosung oder Verniedlichung von Krume, das sogenannte Diminutiv (auch Deminutiv oder Diminutivum). Üblich dafür sind die Endungen -lein, -chen und -el. Hier einige Beispiele für Diminutiva (womit wir auch den Plural dieses Fremdwortes erwähnt haben):
    • der Tisch - das Tischlein oder seltener das Tischchen
    • die Pflanze - das Pflänzchen
    • der Junge - das Jungchen oder sogar das Jüngelchen
    • der Schatz - das Schätzchen oder das Schätzlein usw.

Nicht zu jedem Substantiv scheint das Diminutiv passend (Babylein - ein Baby ist eigentlich bereits klein und niedlich, Zwerg - Zwerglein oder auch ein Mäuschen - komischerweise spricht nie jemand von Rättlein oder Rättchen, wir mögen diese Tiere seit der Pest wohl nicht besonders). Einen Super-Diminutiv gibt es folglich nicht. Genauso wenig wie aus einem Riesen ein Rieschen werden sollte! Für andere Substantive ist das Diminutiv irreführend, z.B. bei Made (wäre dann Mädchen?!) oder der Bissen - das Bisschen. Für wieder andere gebrauchen wir ausschließlich die Verkleinerung oder hat schon einmal jemand Quarkkeulen (statt Quarkkeulchen) gegessen? Auch bei Namen muss man aufpassen - zwar sind Hans (Hänschen oder Hänsel), Max (Mäxchen), Maria (Mariechen), Lena (Lenchen) oder Marianne (Mariannchen oder im Süden auch Mariannerl) noch gebräuchlich, für andere Namen verwenden wir einfach ein -i als Suffix (Tim - Timi, Claudia - Claudi, Anton - Toni usw.). Weitere eigentliche Diminutive werden mittlerweile als eigenständige Begriffe gebraucht, der Ursprungsbegriff wird dabei selten(er) benutzt (z.B. Kanin - Kaninchen oder Märe - Märchen). Und zu guter Letzt: Übertrieben erscheinen mir Auswüchse wie "Hallöchen", denn es ist nicht einzusehen, warum ich jemanden verkleinernd oder verniedlichend grüßen sollte.
Aber zurück zum eigentlichen Problem - der oder das Krümel? Aus allen vorgenannten Beispielen geht hervor, dass das Diminutiv sächlich ist. Jedoch - der Duden besagt, dass Krümel einerseits die Verkleinerung von Krume sei, nennt andererseits aber als Artikel "der". Wir können uns daher mehreren Auslegungen denken:
1. Der Duden hat nicht Recht, was den Artikel betrifft - es müsste demnach das Krümel heißen.
2. Der Duden hat nicht Recht, was die Abstammung betrifft - Krümel wäre dann nicht die Verkleinerung von Krume. Was ist eigentlich eine Krume? Laut Duden ein Bröckchen. Eine Verkleinerung wäre somit überhaupt nicht zulässig, weil ein Krümel dann ein kleines Bröckchen sein müsste!
3. Ähnlich Kaninchen ist Krümel inzwischen eigenständig und nicht zwangsläufig eine Verkleinerung. Damit könnte der Genus auch männlich sein.
4. Der Duden hat sowohl hinsichtlich der Abstammung und Verkleinerung als auch bzgl. des Artikels Recht - der Krümel wäre damit eine Ausnahme.
Ich bin eher geneigt, dem Duden keine Fehler zu unterstellen und schwanke zwischen 3. und 4. - eine 100%ige Antwort habe ich allerdings nicht.
Krümel wird übrigens auch als Kosename benutzt - ich nenne meinen großen Sohn (9) so. Er beginnt jedoch langsam, dagegen aufzubegehren, weil er nun schon "groß" sei. Aus seiner Sicht ist Krümel also eine Verkleinerung.
Das Gegenteil von Diminutiv ist übrigens das Augmentativ (die Vergrößerungsform), welche i.d.R. mit der Vorsilbe Un- gebildet wird. Beispiele: ePages 5 enthält noch eine Unmenge Fehler, trotzdem zahlt der Kunde eine Unsumme dafür - da könnte man glatt zum Untier werden.

  • Homonym der Woche: die Iris hat gleich drei Bedeutungen. Iris heißt die griechische Götterbotin, die Regenbogenhaut des Auges und eine Blume (Schwertlilie). Annehmend, dass sich eine Göttin zuweilen an irdischen Dingen erfreuen kann, könnte Iris beim Anblick einer Iris eine glänzende Iris bekommen.
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